5 Wege, wie Supermärkte Nachhaltigkeit vorantreiben – und warum es noch mehr braucht
Die Nachfrage nach nachhaltigen Lebensmitteln und einer umweltbewussten Produktion wächst, und Supermärkte spielen dabei eine entscheidende Rolle. In Deutschland wird zunehmend erkannt, dass der Lebensmitteleinzelhandel (LEH) einen maßgeblichen Einfluss auf das Ernährungssystem und die Umwelt hat. Eine aktuelle Studie des Forschungsinstituts für biologischen Landbau (FiBL) im Auftrag des Umweltbundesamts (UBA) beleuchtet, wie Supermärkte in Deutschland ihre Nachhaltigkeitsstrategien ausbauen – und wo noch Handlungsbedarf besteht.
Warum Nachhaltigkeit im Supermarkt so wichtig ist
Der Lebensmitteleinzelhandel hat nicht nur Einfluss auf die Auswahl der Produkte, die wir konsumieren, sondern auch auf die Art und Weise, wie diese Produkte hergestellt und transportiert werden. Supermärkte können durch ihre Entscheidungen in Bezug auf Produktauswahl, Verpackung und Lieferkette einen großen Einfluss auf die Umwelt und das Ernährungsverhalten der Verbraucher ausüben. In einer Welt, in der Umwelt- und Klimafragen zunehmend an Bedeutung gewinnen, ist es unerlässlich, dass der Einzelhandel eine zentrale Rolle in der Förderung von Nachhaltigkeit übernimmt.
Die UBA-Studie zeigt auf, wie sich die größten Supermarktketten Deutschlands – darunter ALDI, EDEKA, Kaufland, Lidl und REWE – in den letzten Jahren in Bezug auf nachhaltige Praktiken verbessert haben. Gleichzeitig gibt sie Hinweise darauf, wo der Lebensmitteleinzelhandel noch stärker agieren könnte.
1. Reduktion der CO2-Emissionen durch Flugware-Verzicht
Einer der größten Schritte in Richtung Nachhaltigkeit, den Supermärkte unternehmen können, ist der Verzicht auf Flugware. Flugzeugtransporte verursachen im Vergleich zu Schiffstransporten enorme Mengen an CO2-Emissionen – etwa 170-mal mehr. Einige Supermärkte haben bereits angekündigt, keine Lebensmittel mehr zu importieren, die mit dem Flugzeug transportiert werden. Diese Entscheidung, auch wenn sie nur einen geringen Teil des Sortimentes betrifft, ist ein bedeutender Beitrag zur Reduktion der Treibhausgase.
2. Förderung von fairen Arbeitsbedingungen und Tierwohl
Nachhaltigkeit bedeutet nicht nur Umweltschutz, sondern auch die Förderung sozialer und ethischer Standards. Die aktuelle Studie zeigt, dass Supermärkte immer mehr Verantwortung für die Arbeitsbedingungen in ihren Lieferketten übernehmen und die sozialen Aspekte der Produktion stärker berücksichtigen. Der Lebensmitteleinzelhandel hat begonnen, mehr auf fair bezahlte Arbeitsplätze und das Wohl der Tiere in der Produktion zu achten. Trotz dieser Fortschritte bleibt jedoch noch viel zu tun. Einige Unternehmen haben in diesen Bereichen noch Defizite, insbesondere bei der Integration sozialer und ethischer Aspekte in ihre Beschaffungsstrategien.
3. Vermeidung von Lebensmittelverschwendung
Ein weiteres wichtiges Thema in der Nachhaltigkeit von Supermärkten ist die Reduzierung von Lebensmittelabfällen. Das Umweltbundesamt hat einen „Pakt gegen Lebensmittelverschwendung“ ins Leben gerufen, an dem sich auch viele Supermärkte beteiligt haben. Diese Maßnahmen umfassen unter anderem die bessere Planung von Bestellungen und Lagerhaltung, die Förderung von Resteverwertung und die Sensibilisierung der Verbraucher. Die Supermärkte haben inzwischen Prozesse eingeführt, um überschüssige Lebensmittel nicht nur effizienter zu verteilen, sondern auch den Verbraucher über die Bedeutung der Vermeidung von Abfällen aufzuklären.
4. Verpackungsinnovationen für weniger Plastikmüll
Ein weiteres Schlüsselthema in der Supermarkt-Nachhaltigkeit ist die Verpackung von Lebensmitteln. Um den Plastikmüll zu reduzieren, setzen immer mehr Supermärkte auf umweltfreundliche Verpackungen, die entweder recycelbar oder biologisch abbaubar sind. Ein Beispiel ist die Verwendung von Papier statt Plastik für Obst- und Gemüseverpackungen oder die Einführung von Pfandsystemen für Flaschen. Obwohl die Verwendung von nachhaltigen Verpackungen zunimmt, gibt es noch immer viele Produkte, die in herkömmlichem Plastik verpackt sind. Hier besteht noch viel Potenzial für Verbesserungen.
5. Erhöhung des Anteils an Bio-Produkten
Bio-Lebensmittel gelten als umweltfreundlicher, da ihre Produktion ohne synthetische Pestizide und Düngemittel auskommt und in der Regel ressourcenschonender erfolgt. Supermärkte haben ihr Sortiment an Bio-Produkten in den letzten Jahren kontinuierlich erweitert. Auch wenn Bio-Produkte immer häufiger angeboten werden, ist ihr Anteil an den Gesamtverkäufen noch relativ gering. Der Anstieg der Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln, gepaart mit einer verstärkten Förderung von Bio-Produzenten, könnte jedoch zu einem nachhaltigeren Ernährungssystem führen.
Fazit: Supermärkte als Schlüsselakteure für eine nachhaltigere Zukunft
Supermärkte haben eine Schlüsselrolle in der Umstellung auf ein nachhaltigeres Ernährungssystem. Die Ergebnisse der FiBL-Studie belegen, dass viele große Einzelhandelsunternehmen bereits in die richtige Richtung gehen, indem sie Umweltschutzmaßnahmen implementieren, die Arbeitsbedingungen in der Lieferkette verbessern und Tierwohlaspekte berücksichtigen. Dennoch gibt es noch viele Bereiche, in denen der Lebensmitteleinzelhandel mehr tun kann, etwa bei der Förderung von nachhaltigen Verpackungen und der verstärkten Vermeidung von Lebensmittelabfällen.
Die Supermärkte müssen ihre Macht als Konsumzentren nutzen und in Bereichen wie der Verpackung, der Produktbeschaffung und der Reduktion von Emissionen noch entschlossener vorgehen. Nur so kann der Lebensmitteleinzelhandel einen nachhaltigen Einfluss auf das Ernährungssystem nehmen und einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele leisten.
Schlüsselfaktoren für Nachhaltigkeit im Supermarkt:
- Verzicht auf Flugware: Reduzierung der CO2-Emissionen durch Verlagerung des Transports auf umweltfreundlichere Transportmittel.
- Arbeits- und Menschenrechte: Förderung fairer Arbeitsbedingungen in den Lieferketten.
- Tierwohl: Verbesserung der Produktionsstandards für tierische Produkte.
- Vermeidung von Lebensmittelverschwendung: Bessere Planung und effiziente Nutzung überschüssiger Lebensmittel.
- Nachhaltige Verpackungen: Reduktion von Plastikmüll durch den Einsatz von umweltfreundlichen Verpackungen.
Die Supermärkte müssen ihre Verantwortung als zentrale Akteure im Lebensmittelsystem weiter ausbauen, um den Wandel zu einer nachhaltigeren Zukunft zu fördern.
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