Am 23. Februar 2025 wählen die Deutschen einen neuen Bundestag – und damit indirekt auch die nächste Bundeskanzlerin oder den nächsten Bundeskanzler. Doch wer genießt die größte Unterstützung? Eine aktuelle YouGov-Umfrage in Zusammenarbeit mit dem SINUS-Institut zeigt: Es gibt keinen klaren Favoriten für das Kanzleramt. Stattdessen liefern sich mehrere Spitzenkandidaten ein Kopf-an-Kopf-Rennen.
Kein klarer Sieger bei einer hypothetischen Direktwahl
Wenn die Wählerinnen und Wähler ihren Kanzler oder ihre Kanzlerin direkt bestimmen könnten, würde sich das Rennen äußerst knapp gestalten. Laut der Umfrage würde Friedrich Merz (CDU/CSU) mit 18 Prozent der Stimmen knapp vor Robert Habeck (Grüne) und Alice Weidel (AfD) landen, die jeweils 17 Prozent erreichen. Amtsinhaber Olaf Scholz (SPD) liegt mit 12 Prozent abgeschlagen dahinter, während Sahra Wagenknecht (BSW) auf 6 Prozent und Christian Lindner (FDP) auf 4 Prozent kommen.
Auffällig ist zudem, dass 18 Prozent der Wahlberechtigten explizit keinen der Kandidaten unterstützen würden und 8 Prozent keine Angabe machen. Diese Zahlen zeigen, dass sich viele Wählerinnen und Wähler von keinem der Spitzenpolitiker überzeugt fühlen.
Kanzlerqualitäten: Merz liegt vorn, aber ohne breite Mehrheit
Auf die Frage, wer für das Kanzleramt am besten geeignet ist, erreicht Friedrich Merz mit 40 Prozent die höchste Zustimmung. Ihm folgen Olaf Scholz mit 33 Prozent und Robert Habeck mit 31 Prozent. Dahinter rangieren Alice Weidel (28 Prozent), Sahra Wagenknecht (24 Prozent) und Christian Lindner (19 Prozent).
Die Umfrage zeigt jedoch, dass keiner der Kandidaten eine breite Mehrheit der Deutschen überzeugen kann. Besonders bemerkenswert ist, dass Merz bei Männern beliebter ist als bei Frauen – 48 Prozent der Männer halten ihn für geeignet, aber nur 34 Prozent der Frauen. Auch regional gibt es Unterschiede: In Westdeutschland unterstützen ihn 42 Prozent, in Ostdeutschland nur 36 Prozent.
Politische Milieus und Wählergruppen: Wer spricht wen an?
Die Umfrage zeigt zudem, dass verschiedene Kandidaten in unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen punkten:
- Friedrich Merz wird vor allem von strukturkonservativen Wählerinnen und Wählern sowie leistungsgerechten Fortschrittsoptimisten unterstützt.
- Robert Habeck überzeugt vor allem progressive und umweltbewusste Wählergruppen.
- Alice Weidel findet insbesondere in bürgerlichen und transformationsmüden Milieus Zustimmung.
- Olaf Scholz hat keinen klaren Vorsprung in einer bestimmten Wählergruppe, wird aber in politikaffinen Kreisen überdurchschnittlich wahrgenommen.
Wie informieren sich die Wählerinnen und Wähler?
Ein zentraler Aspekt der Studie war auch die Frage, welche Informationsquellen die Menschen nutzen, um ihre Wahlentscheidung zu treffen. Die wichtigsten Kanäle sind:
- Öffentlich-rechtliches Fernsehen (51 Prozent)
- Wahlplakate (49 Prozent)
- Persönliche Gespräche (44 Prozent)
- Zeitungen und Zeitschriften (33 Prozent)
- Soziale Medien (29 Prozent)
- Radio (27 Prozent)
- Privates Fernsehen (26 Prozent)
Besonders interessant ist, dass sich ein deutlicher Altersunterschied zeigt: Während ältere Wählerinnen und Wähler vor allem auf klassische Medien wie Fernsehen und Zeitungen setzen, sind für junge Menschen unter 30 Jahren soziale Medien eine der wichtigsten Informationsquellen.
Wie sicher sind sich die Wählerinnen und Wähler?
Die Umfrage zeigt, dass bereits 68 Prozent der Wahlberechtigten wissen, wie sie wählen werden. Dennoch sind 29 Prozent noch unentschlossen. Besonders hoch ist der Anteil der Unentschlossenen bei jüngeren Menschen und Frauen.
Für politikaffine Wählergruppen sind öffentlich-rechtliches Fernsehen und Zeitungen entscheidend für ihre Wahlentscheidung. Politikferne Wählerinnen und Wähler hingegen orientieren sich eher an persönlichen Gesprächen oder eigenen Erfahrungen.
Eine unentschiedene Wahl mit offenem Ausgang
Die Bundestagswahl 2025 verspricht spannend zu werden. Ein klarer Favorit für das Kanzleramt ist nicht erkennbar. Friedrich Merz liegt bei der Kanzlerfrage vorn, aber sein Vorsprung ist knapp und nicht unumstritten. Auch Robert Habeck und Alice Weidel haben eine starke Basis, während Olaf Scholz trotz Amtsbonus nicht überzeugen kann.
Die nächsten Wochen werden entscheidend sein – vor allem für die knapp 30 Prozent Unentschlossenen. Welche Themen sich im Wahlkampf durchsetzen und wie sich die öffentliche Meinung noch verändert, könnte das Endergebnis stark beeinflussen.
Rückmeldung an den Autor?