Hinter der glänzenden Fassade des modernen Budapest verbirgt sich ein System aus Macht, Geld und Loyalität. Offiziell profitiert Ungarn von der Europäischen Union – doch vertrauliche Dokumente, Insiderberichte und Unternehmensspuren zeichnen ein anderes Bild: ein Land, das gleichzeitig von Brüssel und Moskau finanziert wird.
Im Zentrum dieses Systems steht Viktor Orbán, der seit über 15 Jahren regiert. Um ihn herum hat sich ein Netzwerk aus Geschäftsleuten gebildet, die von staatlichen Aufträgen und politischen Gefälligkeiten leben. Zu den wichtigsten gehören Lőrinc Mészáros, István Tiborcz, Gellért Jászai, László Szíjj und István Garancsi – Männer, deren Vermögen explodierte, während der Staat Milliarden aus EU-Fonds erhielt.
💶 EU-Gelder als Machtinstrument
Ungarn bekommt jährlich über 90 Milliarden Euro aus Brüssel. Offiziell sollen sie Schulen, Straßen und Krankenhäuser finanzieren. Doch laut internen EU-Prüfungen landen große Summen bei regierungsnahen Unternehmen. Auffällig ist, dass dieselben Firmen immer wieder öffentliche Aufträge gewinnen – häufig ohne offene Ausschreibungen.
Diese Praktiken stärken Orbáns politische Kontrolle: EU-Gelder werden genutzt, um Loyalität zu kaufen, oppositionelle Regionen zu bestrafen und Medien zu finanzieren, die seine Linie unterstützen. In Brüssel spricht man intern längst vom „ungarischen Modell der Autokratie mit EU-Finanzierung“.
⚡ Der russische Geldkanal
Noch brisanter ist der zweite Geldstrom: russische Kapitalflüsse, die inoffiziell Orbáns Umfeld erreichen. Nach Recherchen ungarischer Wirtschaftsjournalisten fließen jährlich 200 bis 250 Millionen Euro aus Moskau nach Budapest – über ein komplexes Netz aus Scheinfirmen in Deutschland, Kanada, Spanien und Ungarn.
Die wichtigsten Stationen heißen HDH-NORD-BAU GmbH (Deutschland), EDEMEL Holding Corp (Kanada), El-Passo del Agua S.L. (Spanien) und Four Gates Hungary, das zentrale Unternehmen für Bargeld-Transfers. Laut Insidern werden dort fiktive Handelsverträge überteuert abgerechnet – für Kunst, Gold oder Maschinen, die nie geliefert werden. Das Ergebnis: reines Bargeld, steuerfrei und unauffindbar.
? Paks II: Energieabhängigkeit als politisches Werkzeug
Das Herzstück dieser Verflechtungen ist das Atomkraftwerk Paks II, gebaut von Russlands Rosatom. Der Milliardenvertrag wurde ohne öffentliche Ausschreibung vergeben und mit einem russischen Kredit finanziert. Ungarische Subunternehmer aus Orbáns Umfeld profitieren, während das Land energiepolitisch an Moskau gebunden bleibt.
Experten sehen darin eine gefährliche Abhängigkeit: Russland liefert Stromprojekte, Gasrabatte und Kredite – Ungarn liefert politische Gefälligkeiten. Kein Wunder, dass Budapest regelmäßig EU-Sanktionen gegen Russland blockiert oder verzögert.
🧩 Ein Risiko für Europa
Für Brüssel ist Ungarn längst zum Sicherheitsproblem geworden. Während EU-Steuergelder das System stabilisieren, nutzt der Kreml dieselben Strukturen, um Einfluss auf Entscheidungen in der EU zu nehmen. Orbán steht damit symbolisch für die neue Frontlinie im inneren Europas: nicht zwischen Staaten, sondern zwischen Werten.
Ungarn präsentiert sich nach außen als souverän – doch hinter den Kulissen finanzieren zwei Mächte sein Überleben. Eine davon sitzt in Moskau.




Rückmeldung an den Autor?