So groß sind die Unterschiede zwischen Modellen und Klassen
Die Reichweite ist für viele Kaufinteressenten nach wie vor das K.O.-Kriterium beim Erwerb eines Elektroautos. Doch wie viel Reichweite bekommt man eigentlich für sein Geld? Eine aktuelle ADAC-Studie hat genau das untersucht und das Verhältnis von Reichweite zu Anschaffungspreis bei über 480 Fahrzeugmodellen analysiert. Das Ergebnis: Kleinwagen und Modelle der unteren Mittelklasse bieten das beste Preis-Leistungs-Verhältnis in Sachen Reichweite, aber auch in höheren Segmenten gibt es positive Überraschungen.
Die Reichweite eines Elektroautos spielt nach wie vor eine zentrale Rolle für viele Käufer. Neben Umweltaspekten und Ladeinfrastruktur zählt vor allem, wie weit ein Fahrzeug mit einer Akkuladung kommt. Der ADAC hat nun eine umfassende Studie veröffentlicht, die das Verhältnis zwischen Kaufpreis und Reichweite untersucht. Mehr als 480 Elektrofahrzeuge wurden dabei verglichen, um zu zeigen, wie viele Kilometer pro investiertem Euro erhältlich sind.
So wurde bewertet: Euro pro Kilometer Reichweite
Für den Vergleich wurde der Bruttolistenpreis des jeweiligen Fahrzeugs ins Verhältnis zur nach WLTP ermittelten Reichweite gesetzt. Daraus ergibt sich ein Wert in Euro pro Kilometer Reichweite. Je niedriger dieser Wert ist, desto günstiger ist das Fahrzeug bezogen auf die elektrische Reichweite. Diese Kennzahl ermöglicht eine transparente Einordnung der Preis-Leistungs-Verhältnisse zwischen verschiedenen Fahrzeugklassen.
Tesla Model 3 an der Spitze des Gesamtrankings
Das Tesla Model 3 belegt den Spitzenplatz im Gesamtranking aller Fahrzeugklassen. Bei einem Kaufpreis von unter 45.000 Euro und einer WLTP-Reichweite von mehr als 700 Kilometern ergibt sich ein Wert von 64 Euro pro Kilometer. Damit bietet Tesla ein ausgewogenes Verhältnis von Anschaffungskosten zu Reichweite und erfüllt zugleich Anforderungen an Fahrleistung und Ladeinfrastruktur.
Preis-Leistungs-Tipp: Kleinwagen und untere Mittelklasse
Besonders Kleinwagen und untere Mittelklassemodelle schneiden in der Analyse günstig ab. Fahrzeuge wie der Kia EV3 (68 Euro/km) und der Hyundai Inster (69 Euro/km) zeigen, dass hohe Reichweiten nicht zwingend hohe Investitionen erfordern. Sie bieten ein attraktives Preis-Leistungs-Verhältnis und sind besonders für urbane Pendler und Kurzstreckenfahrer interessant.
Weitere Modelle mit günstigem Verhältnis:
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Leapmotor T03 (71 Euro/km) – Spitzenreiter unter den Kleinstwagen
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VW ID.3 Pro – solide Mittelklasse mit guter Effizienz
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Fiat 600e – kompakt, aber mit respektabler Reichweite
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MG4 Electric – gutes Verhältnis von Preis, Technik und Reichweite
Familienfahrzeuge: Reichweite trotz größerer Dimensionen
Auch im Segment der familientauglichen Fahrzeuge lassen sich Modelle mit gutem Preis-Reichweiten-Verhältnis finden. Der VW ID.7 Pro S bietet mit über 700 Kilometern eine der höchsten Reichweiten im Vergleich. Trotz eines Kaufpreises von rund 59.000 Euro liegt der Kilometerpreis bei 83 Euro, was im Segment der oberen Mittelklasse ein gutes Ergebnis darstellt.
Auch erwähnenswert:
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XPeng P7 Long Range – 86 Euro/km
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Skoda Enyaq iV – ausgewogene Balance zwischen Größe, Ausstattung und Effizienz
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Renault Scenic E-Tech – familienfreundlich bei akzeptabler Reichweite
Hochpreisige Modelle mit schwachem Reichweitenverhältnis
In der Oberklasse und bei großen Fahrzeugen wie Kleinbussen oder Luxuslimousinen zeigt die Auswertung, dass der Preis pro Kilometer Reichweite deutlich steigt. Der Audi S e-tron GT Quattro liegt mit einem Wert von 208 Euro/km im oberen Bereich. Noch weniger wirtschaftlich sind Kleinbusse wie der Ford Tourneo Custom mit 218 Euro/km.
Die teuersten Modelle im Test:
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Lucid Air Single Motor RWD – 114 Euro/km
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Mercedes EQS 450+ – 134 Euro/km
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Lotus Evija – über 2 Millionen Euro für 345 km = über 5.797 Euro/km
Chinesische Hersteller nicht durchweg günstiger
Zwar sind chinesische Fahrzeuge wie der Leapmotor T03 oder der XPeng P7 in bestimmten Segmenten konkurrenzfähig, jedoch schneiden viele chinesische Modelle im Preis-Leistungs-Vergleich nicht besser ab als etablierte europäische oder südkoreanische Anbieter. Besonders im Mittel- und Oberklassesegment fehlt es vielfach an konkurrenzfähigen Preisen pro Reichweitenkilometer.
Empfehlungen des ADAC für Verbraucher
Die Studie zeigt, dass ein günstiges Preis-Reichweiten-Verhältnis nicht allein von der Marke oder dem Fahrzeugsegment abhängt. Der ADAC rät deshalb zu einer umfassenden Marktanalyse vor dem Kauf eines Elektrofahrzeugs. Besonders zu beachten sind:
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Anwendungsprofil prüfen: Kurzstrecke, Pendelverkehr, Langstrecke?
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Vergleich mehrerer Fahrzeugklassen: Kleinwagen können für viele ausreichen.
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Reichweitenangabe (WLTP) kritisch betrachten: Realverbrauch kann abweichen.
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Angebote regional vergleichen: Händlerpreise können stark variieren.
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Förderungen und Prämien einrechnen: Diese können das Verhältnis stark verbessern.
E-Autos mit dem besten Preis-Reichweiten-Verhältnis (Top 10)
Modell | Reichweite (WLTP) | Listenpreis (€) | Euro/km |
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Tesla Model 3 | 713 km | 45.000 | 64 €/km |
Kia EV3 | 385 km | 26.200 | 68 €/km |
Hyundai Inster | 355 km | 24.500 | 69 €/km |
Leapmotor T03 | 265 km | 18.800 | 71 €/km |
VW ID.3 Pro | 428 km | 32.500 | 76 €/km |
XPeng P7 Long Range | 576 km | 49.600 | 86 €/km |
VW ID.7 Pro S | 709 km | 58.800 | 83 €/km |
MG4 Electric | 450 km | 36.000 | 80 €/km |
Renault Scenic E-Tech | 420 km | 34.500 | 82 €/km |
Skoda Enyaq iV | 520 km | 43.500 | 84 €/km |
Reichweite muss nicht teuer sein
Die Ergebnisse der ADAC-Analyse zeigen es: Ein Elektroautos mit hoher Reichweite muss nicht zwangsläufig teuer sein. Insbesondere Klein- und Mittelklassefahrzeuge bieten Verbrauchern ein gutes Verhältnis von Preis und Leistung. Hochpreisige Oberklassemodelle leisten zwar technisch Herausragendes, überzeugen beim Kosten-Nutzen-Verhältnis der Reichweite nicht in gleichem Maße. Käufer sollten deshalb neben technischer Ausstattung und Marke auch den Euro-pro-Kilometer-Wert in ihre Entscheidung einbeziehen.
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