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EU greift bei Hardware durch: Welche Regeln gelten schon 2025 und in Zukunft?

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EU greift bei Hardware durch: Welche Regeln gelten schon 2025 und in Zukunft?
Foto von Christian Lue auf Unsplash

Ab 2025 setzt die Europäische Union ihre Schraubzwingen fester an und nimmt nicht mehr nur Software oder KI in den Blick, sondern ganz konkret auch die Hardware, die tagtäglich im Einsatz ist. Die neue Regulierungswelle klingt zunächst nach trockenen Paragrafen, entfaltet in der Praxis aber eine enorme Sprengkraft.

Denn die Vorgaben zielen darauf, die Geräte haltbarer, sicherer und umweltfreundlicher zu machen. Smartphones, Tablets oder IoT-Produkte sollen dadurch nicht länger Wegwerfartikel sein, vielmehr langlebige und verlässliche Begleiter, die nicht schon nach kurzer Zeit durch Sicherheitslücken oder defekte Bauteile ihren Dienst quittieren.

Diese neuen Regelwerke gelten

Im Zentrum stehen drei große Bausteine. Der Cyber Resilience Act (CRA) ist das Zugpferd, wenn es um Cybersicherheit geht. Er macht Herstellern klare Vorgaben, damit Produkte mit digitalen Elementen wie Router, Smartwatches oder auch Industrie-Controller nicht mit unsicheren Hintertüren ausgeliefert werden. Das Gesetz verpflichtet zur Risikoanalyse, zu sicherem Softwaredesign und zu regelmäßigen Updates.

Neben Sicherheit rückt auch die Umwelt stärker in den Fokus. Die Ecodesign for Sustainable Products Regulation (ESPR) erweitert bestehende Ökodesign-Richtlinien, die bislang vor allem Energieeffizienz im Blick hatten. Künftig geht es auch um Reparierbarkeit, Kreislauffähigkeit und Haltbarkeit von Bauteilen. Eine schwache Batterie oder ein fehlendes Ersatzteil sollen nicht länger dazu führen, dass ganze Geräte nutzlos werden.

Ein weiterer Pfeiler ist der EU AI Act, der streng genommen nicht ausschließlich Hardware betrifft, aber überall dort relevant wird, wo Geräte mit künstlicher Intelligenz ausgestattet sind. Vom smarten Kühlschrank über autonome Drohnen bis hin zu Robotik im Gesundheitswesen werden Systeme künftig eingeordnet und je nach Risikoklasse mit zusätzlichen Anforderungen belegt. Damit verschränkt sich das Hardware-Thema mit der Debatte um KI-Regulierung, was besonders für Hersteller komplexer Geräte neue Herausforderungen bedeutet.

Chancen und Herausforderungen – diese Auswirkungen können Verbraucher und Industrie erwarten

Auf Seiten der Verbraucher sind die Vorteile offensichtlich. Sicherere Geräte, längere Lebenszyklen, weniger Elektroschrott und eine klarere Orientierung beim Kauf. Die Zeiten, in denen ein Gerät nach zwei Jahren zum Risiko wurde, weil es keine Updates mehr gab, neigen sich dem Ende zu.

Die Industrie steht dagegen vor einem Spagat. Einerseits lassen sich die neuen Anforderungen als Chance begreifen, sich mit Qualität und Nachhaltigkeit im Markt zu profilieren. Andererseits sind die Pflichten kostenintensiv, weil Lieferketten umgestellt, Ersatzteillager erweitert und zusätzliche Testverfahren etabliert werden müssen.

Hinter den strengeren Regeln steckt am Ende das Streben nach mehr Sicherheit. Das lässt sich auch in anderen Bereichen beobachten, etwa im Glücksspiel. Dort hat Deutschland klare Vorgaben eingeführt, um Transparenz und Fairness zu schaffen. Trotzdem gibt es zahlreiche Casinos ohne deutsche Lizenz im Test, die überzeugen und als seriös gelten.

Der Vergleich zeigt, dass Regulierung zwar Schutz und Standards gewährleistet, Qualität jedoch nicht ausschließlich von Gesetzen abhängt. Auch im Hardware-Bereich wird es Geräte geben, die weit über das Mindestmaß hinausgehen und durch besondere Langlebigkeit oder innovative Sicherheitslösungen glänzen.

Es besteht die Gefahr, dass sich Gerätepreise erhöhen und Innovationen langsamer auf den Markt kommen. Doch mittelfristig entsteht ein stabilerer Markt, in dem langlebige Produkte einen höheren Stellenwert haben und Verbraucher mehr Vertrauen gewinnen.

Ab wann greifen die Regeln und welche Übergangsfristen sind vorgesehen?

Der Zeitplan ist alles andere als einheitlich. Der CRA wurde Ende 2024 offiziell verabschiedet, seine wesentlichen Pflichten müssen jedoch erst ab Dezember 2027 erfüllt werden. Hersteller haben also ein paar Jahre Zeit, ihre Prozesse, Lieferketten und Sicherheitskonzepte anzupassen.

Anders sieht es bei den Ökodesign-Regeln aus. Bereits ab dem 20. Juni 2025 treten die neuen Standards für Smartphones und Tablets in Kraft. Wenn ab diesem Stichtag ein Gerät auf den Markt gebracht wird, gelten strengere Anforderungen, die Reparierbarkeit, Ersatzteilverfügbarkeit und Software-Updates betreffen. Die Unterschiede der Regelwerke zeigen, dass die EU bewusst einen gestaffelten Ansatz wählt.

Sicherheit, Updates und Transparenz

Mit dem CRA zieht die EU einen dicken Strich unter die bisherige Praxis vieler Hersteller, Sicherheitsfragen eher stiefmütterlich zu behandeln. Unternehmen müssen künftig nachweisen, dass ihre Produkte sicher entwickelt wurden, Schwachstellenprozesse etabliert sind und Sicherheitsvorfälle gemeldet werden. Ein Router, der nach zwei Jahren keine Updates mehr erhält, wird so zur Seltenheit.

Für Smartphones und Tablets schreibt die EU mindestens fünf Jahre Updateversorgung vor. Das umfasst sowohl Sicherheits- als auch Funktionsupdates, was die Lebensdauer der Geräte erheblich verlängern dürfte. Ein Hersteller, der bislang nach zwei Jahren den Support einstellte, wird diese Strategie in der EU nicht mehr fortführen können.

Transparenz ist ein weiterer Eckpfeiler. Geräte müssen mit klaren Angaben zu Batterieleistung, Widerstand gegen Staub und Wasser oder Sturzfestigkeit versehen werden. Käufer sehen damit auf einen Blick, wie robust ein Produkt ist. Billiggeräte ohne CE-Kennzeichnung oder mit fragwürdigen Leistungsdaten werden es deutlich schwerer haben, überhaupt noch in Umlauf gebracht zu werden.

Reparierbarkeit und Nachhaltigkeit rücken in den Vordergrund

Die neuen Vorgaben zielen auch darauf, den Reparaturalltag weniger frustrierend zu gestalten. Ersatzteile müssen für Jahre nach Verkaufsende verfügbar bleiben und zwar in angemessener Zeit. Hersteller können sich nicht mehr damit herausreden, dass ein spezielles Bauteil „leider nicht lieferbar“ sei.

Auch die Akkuleistung rückt ins Zentrum. Vorgeschrieben ist eine Haltbarkeit von mindestens 800 Ladezyklen bei einer Restkapazität von 80 Prozent. Damit wird der Verschleiß deutlich reduziert. Zugleich müssen Geräte gegen Stürze, Kratzer und Wasserschäden robuster sein.

Diese Pflichten müssen Händler, Hersteller und Importeure erfüllen

Die Verantwortung wird nicht allein auf die Produzenten abgeladen, vielmehr zieht sie sich durch die gesamte Kette. Hersteller müssen ihre Geräte CE-konform machen, eine umfassende technische Dokumentation bereitstellen und Konformitätsbewertungen durchführen.

Importeure tragen die Pflicht, sicherzustellen, dass eingeführte Produkte allen Anforderungen entsprechen. Ein Händler, der Noname-Geräte aus Drittstaaten anbietet, riskiert hohe Strafen, wenn diese nicht zertifiziert sind. Bußgelder, Rückrufaktionen oder sogar ein Verkaufsverbot sind mögliche Sanktionen.

Die EU will damit ein Bollwerk gegen unsichere Billigware errichten, die bisher allzu leicht über Online-Marktplätze nach Europa gelangte. Auf den ersten Blick wirkt das streng, doch letztlich profitieren davon alle, die Wert auf Qualität und Sicherheit legen.

Ein Blick in die Zukunft – EU-Politik bei Hardware

Die aktuellen Regelungen sind wahrscheinlich nur der Anfang. Schon jetzt diskutiert die EU über weitere Verschärfungen, etwa für Smart-Home-Geräte oder eine engere Verknüpfung mit KI-Gesetzen. Auch die Reparaturvorgaben könnten künftig noch ausgeweitet werden, sodass nicht nur Ersatzteile verfügbar sein müssen, sondern auch Reparaturanleitungen allgemein zugänglich werden.

Im größeren Rahmen ist dies ein Baustein einer europäischen digitalen und nachhaltigen Politik, die Sicherheit, Umweltbewusstsein und Verbraucherschutz enger miteinander verknüpft. Der Schritt mag unbequem erscheinen, doch er könnte dazu führen, dass sich der gesamte Markt in eine robustere, transparentere und nachhaltigere Richtung bewegt.

Redaktion
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