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Frauen und Altersvorsorge: Warum frühe Rentenplanung wichtig ist

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Frauen und Altersvorsorge: Warum frühe Rentenplanung wichtig ist
Symbolfoto von Sabine van Erp auf Pixabay

Altersarmut trifft Frauen häufiger – Ursachen und Konsequenzen

Frauen sind in Deutschland statistisch deutlich häufiger von Altersarmut betroffen als Männer. Nach Angaben der Deutschen Rentenversicherung liegt die durchschnittliche monatliche Altersrente für Frauen bei rund 800 Euro – rund ein Drittel weniger als bei Männern. Hauptursachen sind unterbrochene Erwerbsbiografien, geringere Einkommen, Teilzeitarbeit sowie längere Lebensphasen ohne Rentenbeiträge, etwa durch Kindererziehung oder Pflege von Angehörigen.

Laut Statistischem Bundesamt betrug die Erwerbsquote von Frauen im Jahr 2023 zwar über 75 %, jedoch arbeiten viele Frauen weiterhin in Teilzeit – oft aus familiären Gründen. Dies wirkt sich langfristig auf die Rentenansprüche aus. Besonders problematisch ist die Kombination aus geringen Einkommen, Minijobs und fehlender privater Vorsorge.


Rentenberechnung: Wie die gesetzliche Altersrente entsteht

Die Höhe der gesetzlichen Rente wird in Deutschland nach dem sogenannten Punktesystem berechnet. Wer ein Jahr lang genau das Durchschnittseinkommen aller Versicherten verdient, erhält dafür einen Rentenpunkt. Jedes Jahr mit unterdurchschnittlichem Verdienst führt zu weniger als einem Punkt, Jahre mit überdurchschnittlichem Einkommen zu mehr Punkten.

Weitere Berechnungsfaktoren sind:

  • Zahl der Rentenpunkte (auch Entgeltpunkte genannt)

  • Zugangsfaktor (z. B. bei vorzeitigem Rentenbeginn)

  • aktueller Rentenwert (West: 37,60 €, Stand Juli 2024)

  • Rentenartfaktor (für Altersrenten: 1,0)

Beispiel:
10 Entgeltpunkte × 37,60 € = 376 € Bruttorente

Durch Erwerbsunterbrechungen, Teilzeit oder geringfügige Beschäftigung erreichen viele Frauen am Ende deutlich weniger Entgeltpunkte als Männer mit durchgehender Vollzeitbeschäftigung.


Einfluss von Kindererziehungszeiten und Pflegezeiten

Für Kindererziehungszeiten werden im Rentensystem maximal drei Jahre pro Kind als Pflichtbeitragszeit anerkannt. In dieser Zeit erhalten Eltern fiktive Rentenpunkte, auch ohne tatsächliches Einkommen. Diese Zeit kann sich positiv auf die Rentenhöhe auswirken – insbesondere für Mütter, die in den ersten Lebensjahren ihrer Kinder keiner Erwerbsarbeit nachgehen.

Auch Pflegezeiten werden berücksichtigt:
Wer Angehörige pflegt, kann sich Pflegezeiten als Rentenversicherungszeit anrechnen lassen, sofern die Pflege unentgeltlich und regelmäßig erfolgt. Die Rentenpunkte richten sich nach dem Pflegegrad der betreuten Person und dem zeitlichen Umfang der Pflege.


Minijobs und Teilzeit: Auswirkungen auf die Rente

Viele Frauen arbeiten in Minijobs mit einem monatlichen Verdienst bis 538 Euro (Stand 2024). Diese Tätigkeiten sind rentenversicherungspflichtig – allerdings mit niedrigen Beiträgen. Wer auf die Versicherungspflicht verzichtet (durch Befreiung), erwirbt keine Rentenansprüche aus dem Minijob.

Empfehlung der Rentenversicherung:

  • Auf Rentenversicherungspflicht nicht verzichten, um Rentenpunkte zu sammeln

  • Zusätzliche freiwillige Beiträge prüfen, um Rentenlücken zu schließen

Teilzeitbeschäftigte sollten regelmäßig prüfen, ob das Einkommen langfristig zur ausreichenden Altersvorsorge beiträgt. Eine Kombination aus Teilzeit und privater Vorsorge (z. B. Riester- oder Rürup-Rente) kann helfen, Versorgungslücken zu schließen.


Private und betriebliche Altersvorsorge als Ergänzung

Neben der gesetzlichen Rente sind betriebliche Altersvorsorge (bAV) und private Rentenversicherungen wichtige Bausteine für die finanzielle Absicherung im Alter. Arbeitgeber sind verpflichtet, eine Entgeltumwandlung zur bAV anzubieten, bei der Arbeitnehmerinnen einen Teil ihres Bruttogehalts steuer- und sozialabgabenfrei in eine Betriebsrente umwandeln können.

Auch staatlich geförderte Vorsorgeformen wie:

  • Riester-Rente (v. a. für sozialversicherungspflichtige Mütter interessant wegen Kinderzulagen)

  • Rürup-Rente (vor allem für Selbstständige relevant)

tragen dazu bei, Altersarmut zu vermeiden. Je früher begonnen wird, desto größer ist der Effekt durch Zinseszins und angesparte Kapitalbeträge.


Der Online-Vortrag am 1. Juli 2025: Inhalte und Anmeldung

Die Gleichstellungsbeauftragte des Rhein-Neckar-Kreises und die Deutsche Rentenversicherung Baden-Württemberg laden am 1. Juli 2025 von 18 bis 19:30 Uhr zum Online-Vortrag „Frau und Rente – was ist wichtig?“ ein. Im Fokus steht die Rentenplanung für Frauen – mit Blick auf typische Erwerbsbiografien, Risiken und Handlungsmöglichkeiten.

Referentin ist Alexandra Klevenz, Beraterin der Rentenversicherung, die über folgende Themen informiert:

  • Grundlagen der gesetzlichen Rente

  • Auswirkungen von Familienzeiten und Pflege

  • Rentenwirksamkeit von Minijobs und Teilzeit

  • Möglichkeiten der privaten Vorsorge

  • Tipps zur Rentenlückenanalyse

Anmeldung:
Interessierte können sich per E-Mail anmelden und erhalten anschließend die Einwahldaten zur Veranstaltung. Die Teilnahme ist kostenfrei.


8 Tipps für eine bessere Altersvorsorge von Frauen

  1. Regelmäßig Renteninformation prüfen und persönliche Rentenlücken erkennen

  2. Kindererziehungs- und Pflegezeiten korrekt melden und erfassen lassen

  3. Auf Rentenversicherungspflicht im Minijob nicht verzichten

  4. Teilzeit kritisch hinterfragen – ggf. stufenweise aufstocken

  5. Frühzeitig mit betrieblicher oder privater Vorsorge beginnen

  6. Zuschüsse und Förderungen prüfen (z. B. Riester-Zulagen für Mütter)

  7. Lücken durch freiwillige Beiträge schließen, auch bei längeren Auszeiten

  8. Professionelle Beratung nutzen, z. B. bei der Rentenversicherung oder Verbraucherzentralen


Eigene Meinung: Altersvorsorge ist keine Nebensache – vor allem nicht für Frauen

Die Lebensrealität vieler Frauen birgt strukturelle Risiken für die finanzielle Absicherung im Alter. Erwerbspausen, Teilzeit und Minijobs führen oft zu Rentenlücken. Umso wichtiger ist es, sich rechtzeitig mit der eigenen Altersvorsorge auseinanderzusetzen. Der Vortrag „Frau und Rente – was ist wichtig?“ bietet einen fundierten Einstieg, um eigene Rentenansprüche zu verstehen und gezielte Vorsorgestrategien zu entwickeln. Wer informiert ist, kann aktiv gegen Altersarmut vorsorgen – und das in jedem Lebensalter.

Die Plätze des Online-Vortrages sind begrenzt. Anmeldungen werden bis zum 22. Juni 2025 per E-Mail an chancengleichheit@rhein-neckar-kreis.de entgegengenommen.

Redaktion
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