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Klimawandel als psychische Belastung: Studie enthüllt alarmierende Zahlen

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Klimawandel als psychische Belastung: Studie enthüllt alarmierende Zahlen
Foto: pixabay

Ratgeber für mentale Gesundheit

Der Klimawandel ist längst nicht mehr nur eine Bedrohung für unsere Umwelt und physische Gesundheit. Eine aktuelle Studie des Umweltbundesamtes (UBA), gefördert vom Bundesumweltministerium, zeigt: Die Auswirkungen des Klimawandels können die menschliche Psyche stark beeinträchtigen. Mehr als die Hälfte der Befragten fühlen sich mental stark oder sehr stark durch den Klimawandel belastet. Das UBA reagiert mit einem neuen Ratgeber, der Hilfestellung zur Stärkung der mentalen Gesundheit im Angesicht der Klimakrise bietet.

In einer repräsentativen Online-Befragung von 1.300 Personen ab 18 Jahren gaben 53 Prozent an, dass sie sich stark oder sehr stark betroffen fühlen. Dies betrifft insbesondere Sorgen um zukünftige Lebensbedingungen, zunehmende Extremwetterereignisse und deren emotionale Nachwirkungen.


Forschung zu Klimastress: Erhebung von Daten in Deutschland

In Deutschland fehlen bislang umfassende Daten zur psychischen Belastung durch den Klimawandel. Das Forschungsprojekt „Die mentalen Auswirkungen des Klimawandels und die Bereitschaft zur Anpassung“ untersuchte daher gezielt:

  • Ausmaß psychischer Belastung in der Bevölkerung

  • Identifikation von Risikogruppen

  • Verbreitung klimabezogener Ängste

  • Erprobte Bewältigungsstrategien

  • Zusammenhänge zwischen eigenem Handeln und mentaler Belastung

Die Studie wurde über einen Zeitraum von drei Jahren durchgeführt und kombinierte qualitative Interviews mit Fachpersonen aus Psychologie und Psychotherapie mit quantitativen Onlinebefragungen.


Risikogruppen für klimabedingte psychische Belastungen

Die Studie identifiziert verschiedene Risikogruppen, die besonders anfällig für klimabezogene Belastungen sein können:

  • Ältere Menschen mit multiplen Vorerkrankungen

  • Jugendliche und junge Erwachsene, die sich intensiv mit der Zukunft beschäftigen

  • Menschen mit bereits bestehenden psychischen Erkrankungen

  • Personen mit geringer sozialer Unterstützung oder instabilen Lebensverhältnissen

Diese Gruppen berichten häufiger über Gefühle der Ohnmacht, Hilflosigkeit und Zukunftsangst. Die psychische Belastung kann sich in Symptomen wie Antriebslosigkeit, Sorgen, Reizbarkeit oder sogar depressiven Verstimmungen äußern.


Zusammenhang zwischen Klimaschutz und psychischem Wohlbefinden

Ein zentrales Ergebnis des Forschungsprojekts zeigt, dass die aktive Mitwirkung an Klimaschutzmaßnahmen eine nachweislich positive Wirkung auf die psychische Stabilität hat. Wer sich gemeinsam mit anderen engagiert, empfindet das eigene Handeln als wirksam und verliert das Gefühl von Machtlosigkeit. Dies stärkt das subjektive Gefühl von Selbstwirksamkeit und kann zu einer Verbesserung des seelischen Gleichgewichts beitragen.


Empfehlungen zur Stärkung der mentalen Gesundheit im Kontext des Klimawandels

Der vom Umweltbundesamt veröffentlichte Ratgeber für mentale Gesundheit im Klimawandel bietet konkrete Empfehlungen, um mit der psychischen Belastung durch Umweltveränderungen umzugehen. Die folgenden Strategien sind darin enthalten:

1. Achtsamer Umgang mit den eigenen Emotionen
Menschen sollen lernen, ihre Gefühle nicht zu verdrängen, sondern bewusst wahrzunehmen. Akzeptanz gegenüber eigenen Sorgen und Ängsten kann helfen, einen gesunden Umgang damit zu entwickeln.

2. Soziale Unterstützung aktivieren
Der Austausch mit Freunden, Familie oder Gleichgesinnten wirkt stabilisierend. Gemeinsame Gespräche über die eigenen Gefühle schaffen Verbundenheit und mindern das Gefühl von Isolation.

3. Informationen gezielt auswählen
Ein bewusster Medienkonsum schützt vor Reizüberflutung. Informationen sollten aus verlässlichen Quellen stammen und in einem Maß konsumiert werden, das die mentale Belastbarkeit nicht überfordert.

4. Persönliches Engagement im Klimaschutz
Aktives Mitwirken in lokalen Initiativen oder der politische Einsatz für Klimaziele geben das Gefühl von Kontrolle zurück. Dies reduziert das Gefühl von Ohnmacht.

5. Körperliche Bewegung und Naturerfahrung
Regelmäßiger Aufenthalt im Grünen wirkt sich positiv auf die psychische Gesundheit aus. Bewegung an der frischen Luft reduziert Stresshormone und verbessert die Stimmung.

6. Professionelle Hilfe in Anspruch nehmen
Wenn Gefühle der Angst oder Hilflosigkeit über längere Zeit anhalten, kann psychotherapeutische Unterstützung notwendig sein. Der Ratgeber gibt Hinweise, wie und wo Hilfe verfügbar ist.


Herausforderungen und Forschungsbedarf

Trotz der neuen Erkenntnisse besteht weiterhin Forschungsbedarf in mehreren Bereichen:

  • Langzeitbeobachtungen zur Entwicklung klimabedingter psychischer Belastungen

  • Evaluierung von Interventionsprogrammen zur mentalen Resilienzförderung

  • Bessere Integration psychischer Gesundheitsförderung in kommunale Klimaanpassungsstrategien

  • Berücksichtigung vulnerabler Gruppen in Präventionsprogrammen

Die Studienlage zeigt, dass psychische Gesundheit als fester Bestandteil in Klimaanpassungsstrategien integriert werden muss.


Übersicht: Strategien zur Stärkung der Psyche im Umgang mit Klimastress

Maßnahme Wirkung auf die Psyche
Achtsamkeitstraining Förderung emotionaler Selbstwahrnehmung
Austausch mit anderen Soziale Verbundenheit, Gefühl der Zugehörigkeit
Begrenzter Medienkonsum Schutz vor emotionaler Überlastung
Eigenes Engagement im Klimaschutz Steigerung der Selbstwirksamkeit
Naturerlebnisse und Bewegung Stressreduktion, Förderung des Wohlbefindens
Psychologische Beratung oder Therapie Fachliche Unterstützung bei anhaltender Belastung

Psychische Gesundheit im Klimakontext mitdenken

Der Klimawandel betrifft nicht nur die Umwelt, sondern auch das psychische Wohlbefinden vieler Menschen. Die Studie des Umweltbundesamtes zeigt: Mehr als jede zweite befragte Person fühlt sich mental belastet. Es ist daher notwendig, präventive Maßnahmen und Hilfsangebote gezielt auszubauen und die mentale Gesundheit in politischen Klimaschutzmaßnahmen mitzudenken. Der UBA-Ratgeber bietet eine erste Orientierung, um der wachsenden seelischen Belastung wirksam zu begegnen.

Redaktion
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