Zwei Drittel der E-Autofahrer laden ihr Fahrzeug regelmäßig entlang der Autobahn, bei Langstreckenfahrern sind es sogar 85 Prozent. Doch wie gut ist die Ladeinfrastruktur an Deutschlands wichtigsten Verkehrsadern wirklich? Der ADAC hat erstmals die Bedingungen an den 15 längsten Autobahnen untersucht und kommt zu einem ernüchternden Ergebnis: Über die Hälfte (54 Prozent) der getesteten Rastanlagen und Autohöfe schnitten mit „mangelhaft“ bis „sehr mangelhaft“ ab.
Von 50 untersuchten Standorten konnte keine einzige Anlage das Urteil „sehr gut“ erzielen. Immerhin 13 Anlagen erhielten die Note „gut“ – allesamt Autohöfe, die damit deutlich besser abschnitten als die Rastanlagen.
Zu wenig Leistung, zu viele Ausfälle: Das Hauptproblem der Infrastruktur
Der ADAC bewertete die Anlagen nach Kriterien wie der Anzahl der Ladepunkte, der Ladeleistung, der Funktionstüchtigkeit, den Bezahlmöglichkeiten und der Kostentransparenz.
Die größten Mängel:
- Zu langsame Ladeleistung: Gut jede fünfte Anlage (22 Prozent, vornehmlich Rastanlagen) bot ausschließlich langsame 50 kW-Säulen. Für Langstreckenfahrer ist diese Leistung viel zu gering; entscheidend sind mindestens 150 kW, um Ladezeiten auf 20 bis 30 Minuten zu begrenzen.
- Fehlendes Angebot: Die Autohöfe Aral Autohof Bremen Hemelingen (A1) und Total Autohof Großweitzschen (A14) fielen als Schlusslichter durch, da sie über keinerlei Lademöglichkeit verfügten.
- Zu wenig Ladepunkte: Nur ein Viertel der Anlagen mit ausreichender Ladeleistung (mind. 150 kW) verfügte über zehn oder mehr Ladepunkte. Das Angebot ist somit zahlenmäßig unzureichend.
- Defekte Ladepunkte: Auf knapp einem Drittel dieser Anlagen fanden die Tester mindestens einen defekten Ladepunkt vor.
Lichtblicke in der Ladeleistung:
Positiv ist die Tendenz zu mehr Ultraschnellladern (HPC): 31 Anlagen (62 Prozent) verfügten bereits über 300 kW-Ladesäulen, die auch bei zwei angeschlossenen Autos noch jeweils bis zu 150 kW bieten. Zwei Autohöfe – Rosis Autohof Fulda Nord (A7) und der Inntaler Autohof Raubling (A93) – punkteten sogar mit 400-kW-Säulen und erhielten das Gesamturteil „gut“.
Testsieger der Autohöfe:
- Euro Rastpark Schweitenkirchen (A9)
- Aral Autohof Königslutter (A2)
Komfort-Mangel: E-Autofahrer stehen im Regen
Beim Komfort herrscht entlang der Autobahnen großer Nachholbedarf, egal ob auf Rastanlage oder Autohof:
- Kein Wetterschutz: Keine einzige Anlage im Test bot überdachte Lademöglichkeiten. E-Autofahrer stehen buchstäblich im Regen.
- Schwieriges Parken für Gespanne: Nur an zwei Autohöfen war das Längsparken für Camper oder Fahrzeuge mit Anhänger möglich, ohne zeitaufwendiges Abkoppeln.
- Schlechte Platzierung: Oft führten schlecht beleuchtete oder weit von der Gastronomie entfernte Ladesäulen zu Abwertungen.
Undurchsichtige Preise und Bezahlung bleiben das Problem
Das grundsätzliche Problem der mangelnden Transparenz bei Bezahlung und Kosten besteht auch an Autobahn-Ladestationen:
- Direktbezahlung fehlt: Nur bei etwas über der Hälfte der Anlagen war die Direktbezahlung an der Ladesäule via Kartenlesegerät (Kreditkarte) möglich.
- Mangelnde Preistransparenz: Zwar wurde der Kilowattstundenpreis an fast allen HPC-Säulen angezeigt, der Endpreis jedoch nur an 16 Anlagen (44 Prozent). Ein solcher Zustand wäre an einer klassischen Tankstelle undenkbar.
ADAC-Forderungen für den Hochlauf der E-Mobilität
Für einen erfolgreichen Hochlauf der Elektromobilität fordert der ADAC dringende Verbesserungen der Ladeinfrastruktur:
- Mehr Leistung und Quantität: Deutlich mehr und leistungsstärkere Ladepunkte (mind. 150 kW) entlang der Autobahnen sind notwendig.
- Transparenz und einfache Zahlung: Preise müssen vor dem Laden transparent sein, und die Kartenzahlung muss an allen Ladesäulen standardisiert werden.
- Mehr Komfort: Die Betreiber müssen Überdachungen, eine ausreichende Beleuchtung und adäquate Pausenmöglichkeiten bereitstellen, um das Laden so bequem wie das Tanken zu machen.











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