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Provisionsfalle Campus: Verbraucherzentralen warnen Studierende vor dubiosen Finanzberatern

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Provisionsfalle Campus: Verbraucherzentralen warnen Studierende vor dubiosen Finanzberatern

Der Semesterbeginn ist traditionell die Zeit der „Ersti-Tüten“ und kostenlosen Giveaways. Doch neben harmlosen Produktproben lauern auf dem Campus auch Finanzdienstleister, die die künftig lukrative Zielgruppe der Akademiker ins Visier nehmen. Die Verbraucherzentralen warnen eindringlich vor provisionsbasierten Verkaufsmaschen und rufen Studierende zur Wachsamkeit auf.


Studenten als lukrative Zielgruppe: Die Jagd nach Provisionen

Frisch eingeschriebene Studierende stehen am Beginn ihrer Karriere und sind daher für Finanzvertriebe besonders interessant. Mit scheinbar harmlosen Ersti-Veranstaltungen, kostenfreien Seminaren zu „Steuern“ oder „Altersvorsorge“ und auffälligen Infoständen wird versucht, das Vertrauen der jungen Erwachsenen zu gewinnen und ihre Kontaktdaten zu sammeln. Das eigentliche Ziel: der Abschluss von provisionsbasierten Verträgen.

Niels Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, warnt unmissverständlich: „Geht am besten gleich auf Abstand, wenn Euch jemand auf dem Campus mit viel Blabla die ‚besten‘ Finanzprodukte verkaufen oder Tipps zum Steuersparen erzählen will. Dahinter stehen immer Verkaufsinteressen.“


Die 5 häufigsten Maschen der Finanzvertriebe auf dem Campus

Die Verbraucherzentralen klären über die gängigen Methoden auf, die oft die Verkaufsabsicht verschleiern:

  1. Infostände und Promotion-Aktionen: An auffälligen Ständen in Foyers oder vor der Mensa werden Studierende mit kostenlosen Giveaways oder Gewinnspielen gelockt. Das Ziel ist das Sammeln von Kontaktdaten und die Vereinbarung von Terminen für spätere Verkaufsgespräche.
  2. Kostenlose Seminare und Workshops: Diese Kurse zu scheinbar neutralen Themen wie „Karriere“ oder „Steuern“ dienen dem Vertrauensaufbau. Am Ende werden konkrete Produkte wie teure Versicherungen oder Fonds platziert. Besondere Vorsicht gilt bei Plattformen wie der „Hochschulinitiative Deutschland“, die einen neutralen akademischen Rahmen suggerieren, obwohl hier oft Finanzberatungsunternehmen (z. B. die MLP Finanzberatung SE) beteiligt sind.
  3. Ansprache über Hochschulstrukturen: Veranstaltungen und Werbebotschaften werden stellenweise über bestehende Mailverteiler oder offizielle Kanäle der Hochschulen beworben. Dadurch sind die Vertriebsabsichten nur schwer oder gar nicht zu erkennen.
  4. Direktansprache durch Mitstudierende: Hier werben Kommilitonen im Freundeskreis oder in Hochschulgruppen für Beratungsgespräche. Die persönliche Ansprache soll Vertrauenswürdigkeit signalisieren und die natürliche Hemmschwelle senken.
  5. Lockangebote und Rabattaktionen: Mit speziellen „Studententarifen“ für kapitalbildende und Berufsunfähigkeitsversicherungen werden günstige Einstiegskonditionen versprochen. Der Haken: Nach einigen Jahren steigen die Beiträge oft sprunghaft an – teilweise mit einer dynamischen Steigerung von bis zu zehn Prozent jährlich. Junge Verbraucher sind so lange Jahre mit Verträgen belastet, die sie erst viel zu spät als teuer und ungeeignet erkennen.

Finanzielle Schäden drohen: Immer kritisch bleiben

Diese und ähnliche Praktiken können für Studierende, die oft über wenig finanzielle Mittel verfügen, erheblichen finanziellen Schaden nach sich ziehen. Die scheinbar seriöse Atmosphäre im Hochschulumfeld vermittelt ein falsches Gefühl von Sicherheit.

Damit Studierende diese Vorgehensweisen erkennen und kritisch hinterfragen können, stellen die Verbraucherzentralen eine umfangreiche Informationsplattform bereit. Dort finden sich aktuelle Hintergrundberichte, ein Podcast sowie zahlreiche praktische Tipps, die zeigen, wem Studierende ihre persönlichen Daten oder ihre Unterschrift besser nicht anvertrauen sollten.

Wer sich umfassend über Vorgehensweisen, Erfahrungsberichte und ein passendes Selbstlernprogramm informieren möchte, sollte die Webseite der Verbraucherzentrale besuchen: www.verbraucherzentrale.de/node/92094.

Redaktion
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