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Sportministerium im Kanzleramt: Neuer Stellenwert für den deutschen Sport?

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Sportministerium im Kanzleramt: Neuer Stellenwert für den deutschen Sport?
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Sportministerium im Kanzleramt: Neuer Stellenwert für den deutschen Sport?

Mit der Ernennung von Dr. Christiane Schenderlein zur ersten Bundesministerin für Sport erfährt die Sportpolitik in Deutschland eine strukturelle und symbolische Aufwertung. Die Neuansiedlung des Sports im Bundeskanzleramt gilt als bedeutender Schritt, um dem gesellschaftlich und wirtschaftlich relevanten Bereich mehr politisches Gewicht zu verleihen. Doch mit der Strukturänderung allein ist es nicht getan. Prof. Dr. Gerhard Nowak, Professor für Sportökonomie an der IST-Hochschule für Management, hat fünf klare Forderungen an die neue Ministerin formuliert.


1. Olympische Spiele nach Deutschland holen

Deutschland hat seit den Olympischen Sommerspielen 1972 in München keine Olympischen Spiele mehr ausgerichtet. Prof. Dr. Nowak fordert eine neue Bewerbung, um der Sportnation Deutschland international Sichtbarkeit zu verschaffen und den nationalen Leistungssport zu stärken.

Zentrale Argumente:

  • Förderung der Sportinfrastruktur durch gezielte Investitionen

  • Internationale Relevanz deutscher Sportpolitik stärken

  • Nationale Identifikation und Motivation für den Nachwuchs

Eine Bewerbung müsse allerdings transparent, nachhaltig und gesellschaftlich breit getragen werden, um die Akzeptanz in der Bevölkerung sicherzustellen.


2. Bildungsoffensive für Trainer:innen starten

Der Fachkräftemangel macht auch vor dem Sport nicht halt. Nowak fordert eine bundeseinheitliche Qualifizierungsoffensive für Trainerinnen und Trainer, insbesondere im Amateur- und Nachwuchsbereich.

Empfohlene Maßnahmen:

  • Förderprogramme für Trainerlizenzen

  • Anerkennung ehrenamtlicher Tätigkeiten als Weiterbildung

  • Digitale Bildungsangebote für mehr Flexibilität

Durch die Aufwertung des Berufsbildes „Trainer“ soll langfristig die Qualität und Verlässlichkeit in allen Sportarten gestärkt werden.


3. Entlastung des Ehrenamts im Sport

Rund 8 Millionen Menschen engagieren sich in Deutschland ehrenamtlich im Sport. Laut Nowak sind diese Strukturen elementar für den Breitensport, aber zunehmend belastet durch Bürokratie und finanzielle Unsicherheiten.

Konkrete Forderungen:

  • Abbau von Berichtspflichten und Verwaltungsaufwand

  • Steuerliche Anreize für Ehrenamtliche

  • Rechtliche Absicherung für ehrenamtlich Tätige

Das Ehrenamt müsse durch Reformen und gezielte Unterstützungsprogramme attraktiver gemacht werden, um seine Stabilität zu sichern.


4. Investitionen in moderne Sportanlagen

Deutschlands Sportinfrastruktur gilt vielerorts als veraltet. Prof. Nowak fordert gezielte Investitionen in Neubauten und moderne Trainingsstätten, statt lediglich bestehende, oft marode Anlagen notdürftig zu sanieren.

Fokusbereiche:

  • Nachhaltige Bauweise von Sportstätten

  • Barrierefreiheit und Inklusion

  • Digitale Infrastruktur für smarte Trainingsbedingungen

Nowak sieht hier enorme Potenziale für Innovation und Klimaschutz, wenn Sanierungsprojekte strategisch geplant und umgesetzt werden.


5. Spitzenförderung verbessern und gezielt ausbauen

Im internationalen Vergleich fällt Deutschland bei der Förderung des Spitzensports zunehmend zurück. Nowak fordert ein leistungsfähiges System mit klarer Ausrichtung auf Medaillenchancen und internationale Wettbewerbsfähigkeit.

Mögliche Maßnahmen:

  • Strukturreform der Elitesportförderung

  • Enge Verzahnung von Schule, Studium und Leistungssport

  • Attraktive Karrierewege für Sportler:innen nach dem aktiven Sport

Nur durch gezielte Förderung und klare Perspektiven ließen sich Talente langfristig binden und Höchstleistungen erzielen, so der Sportökonom.


Die fünf Forderungen von Prof. Dr. Gerhard Nowak an die neue Sportministerin

  1. Olympische Spiele nach Deutschland holen

  2. Bildungsoffensive für Trainer:innen auf Bundesebene starten

  3. Ehrenamtliche Strukturen im Sport deutlich entlasten

  4. Modernisierung der Sportinfrastruktur gezielt fördern

  5. Spitzenförderung im Leistungssport stärken und neu strukturieren


Einschätzung zur Ministerin: Potenzial für Neuanfang vorhanden

Auf die Frage, ob Dr. Christiane Schenderlein der Sportpolitik neue Impulse geben könne, äußert sich Nowak vorsichtig optimistisch. Entscheidend sei, welche Themen sie priorisiert und wie schnell sie in die Umsetzung gehe. Die Erwartungen aus der Sportwissenschaft und der gesamten Branche seien hoch.


Die Rolle der IST-Hochschule für Management

Die IST-Hochschule in Düsseldorf bietet spezialisierte Fernstudiengänge im Bereich Sportmanagement, Sportökonomie und Gesundheit. Sie bringt regelmäßig wissenschaftliche Perspektiven in die öffentliche Diskussion ein – insbesondere durch praxisnahe Ansätze und den engen Austausch mit Verbänden und Sportvereinen.

Weitere Informationen:
🌐 www.ist-hochschule.de


Strukturreform allein reicht nicht – Inhalte und Umsetzung entscheiden

Die Verlagerung des Sports ins Kanzleramt und die Ernennung einer eigenständigen Sportministerin sind ein Signal der Aufwertung, aber kein Garant für Fortschritt. Die Forderungen von Prof. Dr. Nowak verdeutlichen die Breite der Herausforderungen in der deutschen Sportlandschaft – vom Breitensport über Ehrenamt und Bildung bis hin zur internationalen Repräsentanz. Entscheidend wird sein, ob es gelingt, diese Themen strategisch zu priorisieren und konsequent umzusetzen.

Redaktion
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