Umweltbewusstsein in Deutschland 2025
Der Schutz von Umwelt und Klima hat für die Mehrheit der Menschen in Deutschland weiterhin einen hohen Stellenwert. Doch die vielfältigen Krisen der Gegenwart – von wirtschaftlichen Sorgen über Kriege bis hin zu Problemen im Gesundheits- und Bildungssystem – beeinflussen die Wahrnehmung dieser existenziellen Herausforderungen. Das zeigt die aktuelle Studie des Umweltbundesamtes (UBA) zum Umweltbewusstsein in Deutschland. Während konkrete Umweltprobleme wie Plastikmüll und Artensterben weiterhin als wichtig erachtet werden, schwindet der Glaube an die Eindämmbarkeit des Klimawandels, und die Sorge vor seinen gesundheitlichen Folgen nimmt zu.
Eine aktuelle Studie des Umweltbundesamtes (UBA) zum Umweltbewusstsein in Deutschland zeigt: Für die Mehrheit der Bevölkerung hat der Schutz von Umwelt und Klima weiterhin einen hohen Stellenwert. 54 Prozent der Befragten halten ihn für sehr wichtig. Dennoch ist dieser Wert im Vergleich zu den Vorjahren rückläufig. 2022 waren es noch 57 Prozent, 2020 sogar 65 Prozent. Die zunehmende Bedeutung anderer gesellschaftlicher Krisen – etwa im Gesundheitswesen, der Bildung, der öffentlichen Sicherheit und durch internationale Konflikte – verdrängt das Thema Umwelt- und Klimaschutz in der Wahrnehmung vieler Bürgerinnen und Bürger.
Einzelne Umweltthemen gewinnen an Bedeutung
Trotz des Rückgangs in der allgemeinen Priorisierung bleibt die Wichtigkeit konkreter Umweltschutz-Herausforderungen stabil oder nimmt sogar leicht zu. Dazu zählen insbesondere:
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Bekämpfung der Plastikvermüllung
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Schutz der Artenvielfalt und Verhinderung des Artensterbens
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Sichere Entsorgung von Atommüll
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Schutz von Wäldern, Mooren und Ökosystemen
Diese Themenbereiche erfahren eine leicht gestiegene Aufmerksamkeit im Vergleich zu früheren Erhebungen.
Klimaziele verlieren an Rückhalt in der Bevölkerung
Das Ziel, die globale Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius zu begrenzen, hält aktuell nur noch 57 Prozent der Befragten für sehr wichtig. 2022 waren es noch 62 Prozent. Dieser Rückgang spiegelt die wachsende Skepsis wider, ob der Klimawandel noch wirksam eingedämmt werden kann.
UBA-Präsident Dirk Messner betont in diesem Zusammenhang die Dringlichkeit von Klimaschutzmaßnahmen. Er warnt davor, durch Verzögerungen zukünftigen Generationen hohe Kosten und Risiken aufzubürden.
Sinkender Optimismus bei der Bewältigung des Klimawandels
Nur ein knappes Drittel der Befragten glaubt, dass Deutschland die Folgen des Klimawandels angemessen bewältigen kann. Das ist der niedrigste Wert seit Beginn der Erhebung im Jahr 2002. Besonders die gesundheitlichen Auswirkungen von Hitzewellen bereiten Sorgen:
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Zwei Drittel der Befragten fühlen sich durch Hitzeperioden gesundheitlich belastet.
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25 Prozent geben an, dass es in ihrem Wohnumfeld keinen ausreichenden Hitzeschutz gibt.
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85 Prozent sehen einen klaren Handlungsbedarf, den Hitzeschutz zu verbessern.
Umwelt als Faktor für Lebensqualität
Die Zufriedenheit mit der unmittelbaren Umwelt im Wohnumfeld ist in Deutschland hoch:
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Über 80 Prozent der Befragten sind mit dem Zugang zu Grünflächen, der Trinkwasserqualität und der allgemeinen Sauberkeit zufrieden.
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Nur sieben Prozent beurteilen den Zustand der globalen Umwelt als gut.
Für eine weitere Verbesserung der Lebensqualität fordern viele Befragte:
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Reduktion der Luftverschmutzung
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Bessere Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr
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Mehr bezahlbarer und klimafreundlicher Wohnraum (87 Prozent Zustimmung)
Wahrnehmung und wissenschaftliche Fakten: eine Lücke bleibt
Obwohl in der Umweltwissenschaft die gravierenden Auswirkungen von Biodiversitätsverlust und Klimawandel auf Landwirtschaft und Ernährung betont werden, wird dies von der Bevölkerung deutlich weniger wahrgenommen. Komplexe Umweltrisiken werden im Vergleich zu direkter spürbaren Problemen wie Hitzeperioden oder Plastikmüll unterschätzt.
Studie zum Umweltbewusstsein: Hintergründe und Methodik
Die Umweltbewusstseinsstudie wird seit 1996 regelmäßig im Auftrag des Bundesumweltministeriums und des UBA durchgeführt. Für die aktuelle Erhebung im Herbst 2024 wurden 2.552 Bürgerinnen und Bürger ab 18 Jahren befragt. Die Studie liefert repräsentative Daten zu Einstellungen und Verhaltensweisen der Bevölkerung im Bereich Umwelt- und Klimaschutz.
Das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) war für Konzeption und Auswertung verantwortlich, während das Institut Verian die Feldarbeit durchführte.
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54 Prozent der Befragten halten Umwelt- und Klimaschutz für sehr wichtig (Rückgang gegenüber Vorjahren).
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Konkrete Herausforderungen wie Plastikmüll oder Artenschutz gewinnen leicht an Bedeutung.
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Nur 57 Prozent unterstützen noch das 2-Grad-Klimaziel (2022: 62 Prozent).
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Ein Drittel glaubt an eine erfolgreiche Bewältigung der Klimafolgen in Deutschland (tiefster Wert seit 2002).
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Zwei Drittel fühlen sich gesundheitlich durch Hitze belastet.
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85 Prozent fordern besseren Schutz vor Hitze.
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80 Prozent sind mit Umweltqualität im eigenen Wohnumfeld zufrieden.
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87 Prozent wünschen sich mehr bezahlbaren, klimafreundlichen Wohnraum.
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Wissenschaftlich dokumentierte Risiken wie Biodiversitätsverlust werden von der Bevölkerung unterschätzt.
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82 bis 90 Prozent halten Umwelt- und Klimaschutz für ein wichtiges Bildungsthema.
Handlungsbedarf bleibt hoch
Die aktuelle Studie zeigt: Trotz konkurrierender Krisen bleibt der Schutz von Umwelt und Klima ein zentrales Thema. Allerdings erodiert der Rückhalt für ambitionierte Klimaziele. Die Wahrnehmung konkreter Umweltrisiken bleibt hoch, doch es besteht Aufklärungsbedarf hinsichtlich langfristiger und komplexer Zusammenhänge wie Biodiversität und Klimawandel. Für Politik und Gesellschaft gilt es, diese Lücke zu schließen und gleichzeitig konkrete Anpassungsmaßnahmen – etwa im Hitzeschutz – rasch voranzutreiben.
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