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TipMeOn vs. OnlyFans: Warum das „All you can see“-Modell die Spielregeln verändert

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TipMeOn vs. OnlyFans: Warum das „All you can see“-Modell die Spielregeln verändert

Wenn man über Plattformen für Content-Creator spricht, fällt der Name OnlyFans fast automatisch zuerst. Doch die Diskussion verschiebt sich: TipMeOn will mit einem einfachen, aber wirkungsvollen Konzept neue Akzente setzen – einem Premium-Abo, das den gesamten Katalog aller Creator auf der Plattform freischaltet. Nicht nur ein Profil, nicht nur eine Serie, sondern alles. Dieses „All you can see“-Modell reduziert die ständige Reibung durch Einzelkäufe und verändert damit die Art, wie Inhalte konsumiert werden. Schon in den ersten Tagen nach dem Start haben sich über hundert Creator registriert und mehrere tausend Beiträge hochgeladen – ein Zeichen, dass die Idee in der Community schnell Anklang gefunden hat.

Der entscheidende Unterschied zwischen TipMeOn und OnlyFans liegt nicht so sehr im „Was“, sondern im „Wie“. Auf klassischen Plattformen gilt das Prinzip: Creator auswählen, Abo oder Einzelcontent bezahlen, wiederholen. TipMeOn bietet parallel zwei Wege: zum einen das bekannte Pay-per-View-Modell, zum anderen ein monatliches Premium-Abo, das ohne Zusatzkosten sämtliche Inhalte aller Creator freischaltet. Für Premium-Mitglieder wird der Feed so zu einem kontinuierlichen Strom – ohne Stopps, ohne zusätzliche Pop-ups. Man scrollt, schaut, speichert. Ein Konzept, das an das erinnert, was Musik- und Videostreaming so erfolgreich gemacht hat: ein fester Betrag, keine Rechnerei.

Preislich liegt TipMeOn Premium mit 14,90 bis 24,90 Euro im Monat in einem Bereich, der im Vergleich zu mehreren Einzelabos oder Pay-per-Views deutlich günstiger erscheinen kann. Die „Flat Fee“ schafft Kalkulierbarkeit: keine Überraschungen, dafür mehr Neugier. Für alle, die lieber beim Einzelkauf bleiben, bleibt alles beim Alten – Creator können ihre Inhalte weiterhin separat bepreisen. Dieses Nebeneinander von klassischem Modell und Premium-Abo ist einer der cleversten Aspekte des Projekts, weil es keine Zwangsumstellung erfordert.

Auch die Creator profitieren: Sie laden Inhalte hoch wie gewohnt, legen Preise fest – doch Premium-Nutzer haben automatisch Zugriff. Das senkt die Hürden für Entdeckungen: Nutzer springen von Profil zu Profil, stoßen auf Serien, die sie sonst vielleicht nie freigeschaltet hätten, und erhöhen damit die Chancen auf Follower, Interaktionen und letztlich auch auf zusätzliche Einnahmequellen wie individuelle Aufträge, exklusive Live-Events oder Merchandise. Der Netzwerkeffekt wirkt: Wer das Gefühl hat, dass es „immer etwas Neues“ gibt, kommt öfter zurück und bringt andere mit.

Der Vergleich mit OnlyFans oder Plattformen wie Fansly und LoyalFans drängt sich auf – und ist von TipMeOn durchaus gewollt. Auch hier bleibt der direkte Draht zum einzelnen Creator bestehen. Doch das Premium-Modell verändert die Dynamik: Wo OnlyFans zum selektiven Entscheiden zwingt – „das nehme ich, das vielleicht später“ – setzt TipMeOn auf horizontale Exploration. Es ist kein Ersatz, sondern eine zusätzliche Ebene, die das digitale Publikum abholt, das längst an Netflix und Spotify gewöhnt ist.

Ein Knackpunkt für neue Plattformen ist oft der Start: Ein all-inclusive-Abo macht nur Sinn, wenn es sofort genug Vielfalt gibt. TipMeOn hat diesen Schritt bedacht: Über 100 Creator, mehr als 2.000 Posts und 3.000 Fotos und Videos schon zum Launch. Premium-Nutzer stehen also nicht vor einer leeren Vitrine, sondern vor einer gut gefüllten Bibliothek. Für Creator bedeutet das: Sichtbarkeit von Anfang an, auch ohne „großer Name“ sein zu müssen.

Strategisch interessant ist auch die andere Form des Wachstums. Während bei OnlyFans die Fanbase meist vertikal aufgebaut und dann monetarisiert wird, kann auf TipMeOn horizontale Reichweite entstehen. Premium-Nutzer landen durch Zufall bei einem Profil, speichern es ab, stoßen am nächsten Tag erneut darauf. Ein Kreislauf der Entdeckung, der nicht vom Paywall-Moment abhängt, sondern von der Gesamterfahrung. Marketingtechnisch bedeutet das: breiterer Funnel, mehr qualifizierte Impressionen, höhere Wahrscheinlichkeit für direkte Kontakte.

Für Nutzer bietet das Modell vor allem eines: Zeit und Gelassenheit. Premium-Abo auswählen, einloggen, schauen. Fertig. Kein „ich überlege es mir“, kein „vielleicht später“. Der Moment des Zögerns – oft der Grund fürs Abspringen – entfällt. Und wo die Reibung wegfällt, steigt die Zufriedenheit. Genau dieser Mechanismus hat Streaming-Abos so attraktiv gemacht, auch wenn Pay-per-View im Einzelfall günstiger sein könnte: Einfachheit wiegt oft mehr als rechnerischer Sparfaktor.

Redaktion
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