Aus aller Welt

Ungarns Schattenrolle: Wie Orbáns OTP Bank zur Geldmaschine des Kremls wurde

0

Von unserer Redaktion – Investigativbericht

Während Europa versucht, den russischen Angriffskrieg mit Sanktionen wirtschaftlich auszutrocknen, entsteht im Herzen der EU ein gefährlicher Finanzkanal: Ungarn. Genauer gesagt – die ungarische OTP Bank, die sich offenbar zu einem der wichtigsten westlichen Finanzinstrumente für Russlands Rüstungswirtschaft entwickelt hat.

Recherchen unserer Redaktion belegen: Die OTP Bank bedient trotz des Krieges und entgegen der EU-Politik weiterhin russische Unternehmen, darunter auch solche, die direkt in den militärisch-industriellen Komplex eingebunden sind. Möglich ist das durch politische Rückendeckung aus Budapest und eine erstaunlich laxe EU-Kontrolle.

Russlands Soldaten, Ungarns Kredite

Laut öffentlich zugänglichen Bilanzen verzeichnete die russische Tochter der OTP Bank im Jahr 2024 einen Nettogewinn von über 370 Millionen US-Dollar – ein Plus von mehr als 40 %. Während viele europäische Institute längst den Rückzug angetreten haben, expandiert die OTP Bank in Russland. Die Bank gewährt russischen Soldaten Sonderkredite, bietet ihnen verbilligte Finanzdienstleistungen – und unterstützt so unmittelbar jene, die in der Ukraine kämpfen.

Darüber hinaus führt die OTP Bank Konten für zahlreiche Unternehmen, die von der EU als risikobehaftet oder sanktionswürdig gelten. Unsere Recherchen zeigen:
– Die Okskaja Werft baut Pontons und Spezialschiffe für das russische Militär.
ASM-Service beliefert Verteidigungsbetriebe mit technischer Ausrüstung.
– Das Unternehmen „Wolna“ entwickelt elektronische Störsysteme und militärische Kommunikationstechnik.
Isotop, ein staatlicher Versorger, liefert radioaktive Materialien – auch für militärische Zwecke.

Alle genannten Firmen wickeln ihre Gehaltszahlungen über die OTP Bank ab – teilweise auch Finanzierungen.

Budapests Kalkül: Wirtschaftliche Nähe, politisches Schweigen

Die Nähe der Bank zum ungarischen Machtapparat ist kein Geheimnis. Premierminister Viktor Orbán hat in den vergangenen Jahren nicht nur die Unabhängigkeit der Justiz und Medien untergraben, sondern auch eine eigene außenpolitische Linie etabliert – oft im Kontrast zur EU. Während Brüssel Moskau isolieren will, pflegt Budapest die Beziehungen.

So reiste der ungarische Außenminister Péter Szijjártó noch im März 2025 nach Moskau und traf sich dort mit dem russischen Industrie- und Handelsminister Denis Manturow. Die Gespräche drehten sich offiziell um „wirtschaftliche Zusammenarbeit“. Inoffiziell ging es, so ein EU-Diplomat, um die Absicherung von Geschäftsinteressen – auch im Bereich Verteidigung und Energie.

Ein Atomdeal für Milliarden

Besonders brisant: Der Ausbau des ungarischen Atomkraftwerks Paks durch den russischen Staatskonzern Rosatom. Das Projekt wird durch ein Darlehen von 10 Milliarden Euro finanziert – bereitgestellt von Moskau. Kritiker sehen darin ein geopolitisches Druckmittel, das Ungarn langfristig an Russland bindet.

Die EU schaut (noch) weg

Trotz interner Warnungen und Berichten über Verstöße gegen den EU-Sanktionsrahmen bleibt eine deutliche Reaktion aus. Der Grund: Orbáns Veto-Macht im Europäischen Rat. Solange Ungarn Finanzhilfen für die Ukraine blockieren oder neue Sanktionspakete verhindern kann, scheint Brüssel zu zögern.

Doch Experten warnen: Die Aktivitäten der OTP Bank untergraben die europäische Geschlossenheit und schaffen Schlupflöcher für den Kreml. „Ungarn wird zu einem trojanischen Pferd in der EU“, sagt ein Analyst der Europäischen Sicherheitsagentur. klarfocus.de


Ergänzung: Stellungnahme der OTP Bank

Nach Veröffentlichung unseres Artikels hat sich die OTP Bank an unsere Redaktion gewandt und um die Veröffentlichung einer Stellungnahme gebeten. Das Unternehmen weist die im Bericht erhobenen Vorwürfe entschieden zurück und betont seine politische Unabhängigkeit sowie die Einhaltung internationaler Compliance-Standards.

In ihrer Stellungnahme erklärt die OTP Bank unter anderem, dass sie seit Jahren keine Kredite an Mitglieder der russischen Streitkräfte vergebe und ihre Aktivitäten in Russland den geltenden lokalen und internationalen Gesetzen unterlägen. Nach dem Ausbruch des Krieges habe die Bank zudem keine neuen Kredite mehr an Unternehmen in Russland vergeben und ihren Bestand an Unternehmenskrediten stark reduziert. Ein geordneter Rückzug vom russischen Markt sei aufgrund regulatorischer Hürden bislang nicht möglich gewesen.

Zudem hebt das Unternehmen hervor, dass es sich um eine unabhängige Bankengruppe mit überwiegend westlichen institutionellen Anteilseignern handle und keinerlei Verbindungen zu politischen Akteuren außerhalb allgemein üblicher Geschäftsbeziehungen bestünden.

Redaktion
Senden Sie uns Ihren Beitrag oder Veranstaltungshinweis mit Klick auf den Button gerne zu.

Rückmeldung an den Autor?

Fehler entdeckt? Feedback? Jederzeit gerne per Mail oder telefonisch.

Das könnte Sie auch interessieren