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Zoo Heidelberg: Aufzuchtverhalten im Tierreich

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Kaiserschnurrbart-Tamarine im Zoo Heidelberg (Heidrun Knigge/Zoo Heidelberg)

Jede Mutter liebt ihre Kinder. In der Art der Erziehungsmethoden gibt es individuell unterschiedliche Herangehensweisen. In der Tierwelt gibt es wie bei uns Menschen auffallend ähnliche Verhaltensweisen, wie Mütter ihren Nachwuchs großziehen. Bei Elefanten finden wir wahre Frauenpower, denn gemeinsam mit den anderen Müttern, Tanten und Omas kümmern sie sich um die Aufzucht der Jungtiere und deren Sicherheit. Die weiblichen Tiere bilden in allen Lebenslagen ein gut aufeinander abgestimmtes Damenteam. Bei den Menschenaffen erfolgt bereits im Jugendalter eine typische Rollenverteilung: Schimpansen-Mütter zeigen bereits den älteren weiblichen Geschwistern, wie die Jungtiere zu versorgen sind und haben eine lebenslange Bindung zu ihren Kindern. Ganz anders verhalten sich die Mütter bei Kaiserschnurrbart-Tamarinen und Löwenäffchen. Sie überlassen die Versorgung des Nachwuchses zu großen Teil den Vätern.

Die Mutterschaft ist daher im Tierreich so verschieden wie die Tiere selbst. Doch die meisten Tiermütter hätten es mehr als verdient, ihnen einen Ehrentag zu widmen, der hierzulande alljährlich als Muttertag am zweiten Sonntag im Mai zelebriert wird.

Bereits im Eingangsbereich des Zoo Heidelberg treffen die Besucher auf eine alleinerziehende Mutter. Die syrische Braunbärin (Ronja) entpuppte sich anfangs als ausgesprochene Helikoptermutter. Kaum unternahm ihre Tochter Merle eine Erkundungstour auf der Anlage, war sie dabei und beobachtete jeden Schritt der kleinen Bärin sehr aufmerksam. Das ist auch kein Wunder, schließlich ist Merle ihr erstes Jungtier und unerfahrene Mütter sind in der Regel sehr vorsichtig. Zudem spielen die Väter bei den Bären keine Rolle bei der Aufzucht der Tiere. Sie können sogar eine Gefahr für die Jungstiere darstellen. Mittlerweile ist Merle schon ausgewachsen und sorgt für ordentlich Wirbel bei den Besuchern und Spaziergänger, die sie gut in der Außenanlage zur Straße hin beobachten können.

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Kaiserschnurrbart-Tamarine im Zoo Heidelberg (Heidrun Knigge/Zoo Heidelberg)

In einer Elefantenherde bilden alle Weibchen mit ihren Kälbern eine Familienbande voller Frauenpower, die sich in allen Lebenslagen beisteht. Die älteste und erfahrenste Elefantenkuh führt die Gruppe an und bringt die Herde zu Futter- und Wasserstellen, legt die Wanderrouten fest und übergibt ihr Wissen von einer Generation an die nächste. Im Alter von etwa 6-8 Jahren müssen die männlichen Elefanten die Damengesellschaft langsam verlassen. Sie ziehen dann als Einzelgängern umher oder schließen sich mit anderen Männchen zusammen und treffen nur zur Paarung auf die Weibchen. Sobald ein Elefantenbaby geboren wird, eilen alle Herdenmitglieder herbei und bilden einen schützenden Kreis und unterstützen die werdende Mutter bei der Geburt. Die enge Bindung zwischen dem Muttertier und ihrem Kind besteht bis weit über das Erwachsenalter, denn es bleibt lange an ihrer Seite und erfährt außerdem den Schutz aller Verwandten. Diese weibliche Kraft bleibt als lebenslanger Familienverbund bestehen. Der Zoo Heidelberg hat übrigens als erster Zoo in Deutschland eine Jungbullen-Wohngemeinschaft gegründet, die dem naturgegebenen Verhalten der Elefantenbullen und damit einer artgerechten Haltung entspricht.

Krallenaffen aus Zentral- und Südamerika, wie beispielsweise die Kaiserschnurrbart-Tamarine oder Löwenäffchen, die auch im Zoo Heidelberg zu sehen sind, zeigen hingegen ein ganz besonderes Aufzuchtverhalten. Sie leben in Familienverbänden, die aus einem Paar und dem Nachwuchs unterschiedlichen Alters besteht. Im Gegensatz zu Affenarten aus Asien und Afrika, halten sie sich in monogamen Partnerschaften, wobei der Nachwuchs vom Vater umsorgt und herumgetragen wird. Nur zum Säugen kommen die Kleinen zu Mama. Ansonsten passen die älteren Geschwister auf die Jüngeren auf. Sie ist deshalb aber keine Rabenmutter, sondern ist auf die Arbeitsteilung in der Familie angewiesen, da sie meist Mehrlinge auf die Welt bringt. Ihren Namen verdanken die Kaiserschnurrbart-Tamarine, ihrem ausladenden Schnurrbart, der an Kaiser Wilhelm II erinnert.

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Tochter „Merle“ (links) mit Mutter „Ronja“ auf der Außenanlage der Syrischen Braunbären im Zoo Heidelberg. (Foto: Petra Medan/Zoo Heidelberg)

Viel mütterliche Fürsorge müssen hingegen die Weibchen der Schimpansen aufbringen, denn sie sind bis zum 5. Lebensjahr ständiger Begleiter ihres Kindes. Erst mit ca. 8-10 Jahren sind die jungen Schimpansen alt genug ihren eigenen Weg zu gehen und sich eine eigene Gruppe zu suchen. Durch die lange Aufzucht haben weibliche Schimpansen nur wenige Nachkommen in ihrem Leben. Die älteren Geschwister schauen bei der Versorgung des Jungtieres genau zu – so lernen die Weibchen die Jungenaufzucht von ihrer Mutter. Durch Spielen in der Gruppe mit älteren und gleichalten Artgenossen wird soziales Verhalten erlernt. Aber auch viele Fähigkeiten, die nicht angeboren sind, müssen die Jungtiere erlernen, um an Nahrung heranzukommen und in der Wildnis zu überleben.

Quelle: Kristina Müller

Redaktion
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