Gewerbe

Bauwirtschaft im Rhein-Neckar-Kreis droht Stillstand: Streik ab Mai möglich

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Haengepartie auf dem Bau
Heimische Bauunternehmen sollen Druck auf Arbeitgeberverbände machen ©IGBAU

Sinsheim/Rhein-Neckar-Kreis, 25. April 2024 – Die Bauarbeiten im Rhein-Neckar-Kreis könnten bald zum Erliegen kommen: Die Gewerkschaft IG BAU droht mit einem Streik ab Mai, falls die Arbeitgeber im Bauhauptgewerbe den Schlichterspruch nicht akzeptieren.

„Regelrechte Fachkräfte-Flucht“ befürchtet

„Bagger, Kräne, Betonmischer – alle im ‚Ruhemodus‘. Das droht, wenn der Bau in den Streik rutscht“, warnt Wolfgang Kreis, Bezirksvorsitzender der IG BAU Nordbaden. Er spricht von einer „extrem heiklen Phase für die Bauwirtschaft im Rhein-Neckar-Kreis“.

Grund dafür ist das drohende Scheitern der Tarifrunde im Bauhauptgewerbe. „Drei Verhandlungstreffen haben die Arbeitgeber scheitern lassen. Jetzt liegt ein Schlichterspruch auf dem Tisch. Aber Bauhandwerk und Bauindustrie machen bislang keine Anstalten, den Kompromiss zu akzeptieren“, so Kreis.

Die Gewerkschaft befürchtet, dass ein Streik zu einer „regelrechten Fachkräfte-Flucht“ von den Baustellen führen könnte. „Denn wer auf dem Bau arbeite, der finde überall schnell einen neuen Job. Das Problem dabei: Wer einmal geht, der kommt nicht wieder auf den Bau zurück“, macht Kreis deutlich.

Schlichterspruch empfiehlt 250 Euro mehr pro Monat

Der ehemalige Präsident des Bundessozialgerichts, Rainer Schlegel, hat als Schlichter eine klare Empfehlung abgegeben: Bauarbeiter sollen demnach ab Mai mindestens 250 Euro pro Monat mehr bekommen. In einem Jahr würden die Löhne dann um weitere 4,15 Prozent steigen. Außerdem sollen die Azubis auf dem Bau im Rhein-Neckar-Kreis beim Start ihrer Ausbildung bereits 1.080 Euro pro Monat verdienen.

„Das ist ein Paket, mit dem der Bau attraktiver wird. Und zwar so, dass er seine Leute halten und Nachwuchs gewinnen kann“, macht IG BAU-Bezirksvorsitzender Kreis deutlich.

Bauwirtschaft steht vor „Schicksalsstunde“

Die Gewerkschaft spricht von einer „Schicksalsstunde für den Bau“. Bauhandwerk und Bauindustrie in Baden-Württemberg hätten es jetzt in der Hand, „die Notbremse zu ziehen“. Viel Zeit bleibe ihnen dafür allerdings nicht mehr: Die Branche brauche ein schnelles Ja zum Schlichterspruch – und damit ein Signal, dass „der massive Lohnverlust, den die Inflation verursacht hat, endlich aufgefangen wird“.

Trendwende beim Wohnungsbau erwartet

Bau-Schlichter Schlegel geht von einem Aufschwung beim Wohnungsbau aus: Die Zahl der dringend benötigten Wohnungen werde in den nächsten Jahren zu einer „deutlichen Steigerung“ der Aufträge und Umsätze im Bereich des Hochbaus führen. Eine Trendwende beim Wohnungsbau sei „sehr wahrscheinlich“.

Was bedeutet das für den Rhein-Neckar-Kreis?

Im Rhein-Neckar-Kreis gibt es nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit 419 Bauunternehmen. Aktuell arbeiten dort mehr als 4.350 Beschäftigte. Ein Streik würde diese Branche im Kreis lahmlegen und massive Auswirkungen auf die gesamte Wirtschaft haben.

Es bleibt abzuwarten, ob die Arbeitgeber im Bauhauptgewerbe den Schlichterspruch akzeptieren und einen Streik abwenden können.

Redaktion
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