Das Jahr 2022 stand im Zeichen der Erholung nach der Pandemie. Allerdings waren die Nachwirkungen durch die Corona-Maßnahmen und den damit verbundenen Einschränkungen noch zu spüren. Auch im Jahr 2022 war die finanzielle Unterstützung von Bund und Länder absolut notwendig.
Die Verkehrsunternehmen im Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN) konnten Fahrgeldeinnahmen in Höhe von insgesamt 292,9 Millionen Euro erwirtschaften, davon etwa 50 Millionen Euro aus Zuschüssen zum 9-Euro-Ticket. Das Ergebnis stieg damit um rund 11,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr 2021, lag allerdings noch 11,7 Prozent unter den Einnahmen des Vor-Corona-Jahres 2019.
Die Zahl der beförderten Personen, die im letzten Jahr mit Bus und Bahn im VRN unterwegs waren, betrug rund 288,8 Millionen, gegenüber 181,8 Millionen Fahrgästen im Jahr 2021. Im Einzelnen zeigt sich folgendes Bild:
Christian Specht, Erster Bürgermeister der Stadt Mannheim und Vorsitzender des Zweckverbandes Verkehrsverbund Rhein-Neckar: „Auch 2022 war kein einfaches Jahr für den ÖPNV. Gerade als wir dachten, dass die Kunden nach der Pandemie wieder zurückkommen und sich die Abozahlen erholen würden, hielt das 9-Euro-Ticket viele Kundinnen und Kunden davon ab, nach der Pandemie wieder ein Abo abzuschließen. Die Mindereinnahmen 2022 wurden zwar vom Bund und den Ländern ausgeglichen, die dauerhaft gesunkene Kundenbindung wird uns aber noch weiter beschäftigen. Wir hoffen nun, dass das Deutschlandticket wieder mehr Menschen auch dauerhaft zum Umstieg auf den ÖPNV bewegt. Daher hätten wir uns sehr gewünscht, dass zur Kundenbindung das neue Ticket günstiger angeboten werden darf, wenn es direkt im Jahresabo bezogen wird“.
Dr. Michael Winnes, VRN-Geschäftsführer, ergänzt: „Mit der Tarifreform, die zu Beginn des Jahres 2022 umgesetzt wurde, hatten wir auf die veränderte Marktsituation reagiert. Größere Veränderungen bei den Nutzerzahlen erwarten wir vor allem im laufenden Jahr durch das tariflich günstigere Deutschlandticket“.
Der digitale Vertrieb steigt verhalten
Im digitalen Vertrieb setzte sich der Trend des Jahres 2022 fort und die Umsätze legten nochmal um 25,4 Prozent zu. Mit insgesamt 21,7 Millionen Euro wurden jedoch lediglich 8,3 Prozent der VRN-Fahrgeldeinnahmen im Jahr 2022 digital umgesetzt:
Die digitalen Verkaufsvorgänge (Stückzahlen) nahmen trotz Bestpreisgarantie und komfortablem Check-in/Check-out nur um circa drei Prozent zu. Das digitale Fahrkartenangebot umfasste 2022 auch fast alle VRN-Zeitkarten, wodurch dessen Nutzung stieg und sich der Umsatz verlagerte.
Aufgrund der Tarifreform und den damit verbundenen Umstellungen im Vertrieb, wurde der Ticketverkauf über die myVRN-App zum 01.01.2022 eingestellt und am 15.12.2022 mit neuer Hintergrundsoftware wieder aufgenommen. Seitdem haben sich mehr als 20.000 Nutzer zum Ticketshop in der App registriert und den Monatsumsatz auf über 140.000 Euro angekurbelt (Stand April 2023).
Ausblick
Mit der Einführung des landesweiten Jugendtickets zum 1. März 2023 haben Land und Kommunen in Baden-Württemberg eine sehr attraktive Jahreskarte für alle jungen Menschen in Baden-Württemberg geschaffen. Die Bezugsberechtigten, die im VRN-Bereich wohnen, können das Ticket zusätzlich zum landesweiten Geltungsbereich auch im gesamten VRN-Gebiet analog zum MAXX-Ticket nutzen.
Das Jahr 2023 ist zudem von der Einführung des Deutschlandtickets zum Preis von 49 Euro geprägt. Das bundesweit einheitliche Ticket verändert nicht nur den Tarif, sondern auch die Vertriebslandschaft maßgeblich.
Der Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN) nimmt derzeit eine Fahrgasterhebung im Verbundgebiet vor, die noch bis in den Herbst andauert. Für die Erhebung werden Fahrgäste des Bus- und Bahnverkehrs gezählt und befragt. Ziel der Aktion ist es, Daten zur Einnahmeaufteilung sowie für die Verkehrs- und Angebotsplanung zu gewinnen.
Quelle: Robert Katzer
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