Ergebnisse der Bundeswaldinventur 2022: Zustand und Entwicklung auf einen Blick
Die Bundeswaldinventur (BWI) ist eine gesetzlich vorgeschriebene, großflächige Erhebung, die alle zehn Jahre durchgeführt wird, um den Zustand und die Entwicklung der deutschen Wälder zu dokumentieren. Die vierte BWI, deren Ergebnisse 2022 veröffentlicht wurden, bietet detaillierte Einblicke in die aktuellen Waldverhältnisse und forstlichen Produktionsmöglichkeiten. Im Folgenden werden die wichtigsten Ergebnisse für den Rhein-Neckar-Kreis zusammengefasst.
Landkreis | Rhein-Neckar-Kreis |
Regierungsbezirk | Karlsruhe |
Einwohner | 548.355 (Stand: 2019) |
Größe | 1.061,7 km² |
Landrat | Stefan Dallinger |
Stabile Waldfläche trotz klimatischer Herausforderungen
Trotz der Herausforderungen durch die Trockenjahre von 2018 bis 2022 bleibt die Waldfläche im Rhein-Neckar-Kreis stabil und umfasst rund 350 Quadratkilometer, was etwa einem Drittel der gesamten Kreisfläche entspricht. Diese Konstanz ist bemerkenswert, insbesondere angesichts der klimabedingten Belastungen, denen die Wälder ausgesetzt sind.
Veränderungen in der Baumartenverteilung
Die klimatischen Bedingungen der vergangenen Jahre haben zu signifikanten Veränderungen in der Baumartenverteilung geführt:
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Fichte und Kiefer: Diese Baumarten haben sowohl in ihrer Anzahl als auch in ihrem Flächenanteil stark abgenommen. Ursächlich hierfür sind ihre geringe Trockenheitstoleranz und die Anfälligkeit gegenüber Schädlingen wie dem Borkenkäfer.
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Buche: Obwohl die Buche in den vergangenen 35 Jahren flächenmäßig am stärksten zugelegt hat, zeigt sie mittlerweile ebenfalls Schäden durch Hitze und Trockenheit. Besonders betroffen sind hierbei die Wälder in der Rheinebene, deren sandige Böden Niederschläge nur unzureichend speichern können.
Zunahme der Mischwälder und Baumartenvielfalt
Ein positiver Trend ist der Anstieg der Mischwälder:
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Anteil der Mischwälder:
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Aktuell: 82% der Wälder im Kreis sind Mischwälder.
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Vor 35 Jahren: Der Anteil lag um 25 Prozentpunkte niedriger.
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Diese Entwicklung ist das Ergebnis langjähriger Bemühungen von Forstleuten und Waldbesitzenden, die aktiv den Waldumbau vorantreiben, um die Widerstandsfähigkeit der Wälder gegenüber klimatischen Veränderungen zu erhöhen.
Alterung der Wälder und Zunahme dicker Bäume
Die Altersstruktur der Wälder hat sich wie folgt entwickelt:
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Wälder älter als 100 Jahre: Die Fläche dieser Wälder hat sich seit 1987 verdoppelt.
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Dicke Bäume: Die Anzahl der Bäume mit einem Durchmesser von mehr als 60 Zentimetern hat sich im gleichen Zeitraum mehr als vervierfacht.
Diese Entwicklungen fördern die Biodiversität, da viele Tier- und Pflanzenarten auf alte Bäume und strukturreiche Wälder angewiesen sind.
Holzvorrat und natürliche Verjüngung
Der durchschnittliche Holzvorrat pro Hektar beträgt aktuell 369 Kubikmeter. Bemerkenswert ist, dass sich die Wälder fast ausschließlich durch natürliche Prozesse verjüngen; lediglich 3 Prozent der Flächen werden aktiv bepflanzt. Dies spricht für eine hohe Regenerationsfähigkeit der Wälder im Kreis.
Anstieg des Totholzanteils und Förderung der Biodiversität
In den letzten zehn Jahren ist die Menge an Totholz in den Wäldern um 30 Prozent gestiegen. Totholz dient vielen Organismen als Lebensraum und Nahrungsquelle und trägt somit wesentlich zur Erhaltung der Artenvielfalt bei.
Die Ergebnisse der Bundeswaldinventur 2022 für den Rhein-Neckar-Kreis zeigen ein differenziertes Bild:
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Herausforderungen: Klimawandelbedingte Schäden insbesondere bei Fichte, Kiefer und zunehmend auch Buche.
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Positive Entwicklungen: Zunahme von Mischwäldern, älteren Waldbeständen und dicken Bäumen sowie ein höherer Totholzanteil, die zusammen die Biodiversität fördern und die Widerstandsfähigkeit der Wälder stärken.
Die Forstbehörden und Waldbesitzenden im Rhein-Neckar-Kreis setzen weiterhin auf nachhaltige Bewirtschaftungsstrategien, um die Anpassungsfähigkeit der Wälder an den Klimawandel zu erhöhen und ihre vielfältigen Funktionen für die Gesellschaft zu erhalten.
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