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Toter Wald, lebendige Vielfalt: Försterin rettet alten Bäumen das Leben

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Toter Wald, lebendige Vielfalt: Försterin rettet alten Bäumen das Leben
Försterin Melissa Meyer beim Markieren einer Habitatbaumgruppe. Bis zum natürlichen Zerfall darf diese Eiche auf der Fläche verbleiben. Die weiße Wellenlinie wird häufig zur Wiedererkennung verwendet, auch wenn das Zeichen vielleicht zunächst eher an den Badebetrieb erinnert. ©LRA

Im Gemeindewald von Wiesenbach geht es aktuell nicht nur um die Pflege von Bäumen, sondern auch um den Schutz und die Förderung der vielfältigen Waldökosysteme. Försterin Melissa Meyer vom Kreisforstamt erläutert, wie durch gezielte Maßnahmen die Lebensbedingungen für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten verbessert werden sollen.

Der Wald von Wiesenbach wird im Rahmen einer „Forsteinrichtung“ bewirtschaftet, einem zehnjährigen Plan zur nachhaltigen Waldnutzung und -pflege. Die letzte Forsteinrichtung wurde 2016 erstellt und umfasst die Erfassung des Waldbestands, einschließlich Baumarten, Zuwachs und Vorräte sowie ökologischer Aspekte. Ziel ist es, den Wald so zu bewirtschaften, dass er sowohl den Anforderungen des Naturschutzes als auch denen der Erholung und des Klimaschutzes gerecht wird.

Ein zentrales Element des Plans ist das „Alt- und Totholzkonzept Baden-Württemberg“, das die Biodiversität im Wald fördern soll. Im Rahmen dieses Konzeptes wurden im Wiesenbacher Wald 2016 zwei große „Waldrefugien“ mit einer Gesamtfläche von 2,6 Hektar ausgewiesen. Diese Bereiche bleiben der natürlichen Entwicklung und dem Zerfall überlassen. Zusätzlich wurden acht „Habitatbaumgruppen“ eingerichtet – Gruppen von 10 bis 15 Bäumen, die mit ökologisch wertvollen Strukturen markiert sind und bis zu ihrem natürlichen Zerfall im Wald verbleiben.

„Die Habitatbaumgruppen sind besonders wichtig, da sie Lebensräume für verschiedene Tierarten bieten“, erklärt Melissa Meyer. „Käfer profitieren von Höhlen und Faulstellen in den Bäumen, während Spechthöhlen Unterschlupf für Singvögel und Fledermäuse bieten können. Auch Bäume mit Pilzkonsolen oder starkem Moosbewuchs sind von großer Bedeutung.“

Zukünftig soll die Fläche der Waldrefugien und die Anzahl der Habitatbäume im Wiesenbacher Wald weiter erhöht werden. Während das Alt- und Totholzkonzept im Staatswald und in den meisten kommunalen Wäldern Baden-Württembergs verpflichtend ist, bleibt die Umsetzung im Kommunal- und Privatwald freiwillig, wird jedoch dringend empfohlen.

Redaktion
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