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Sinsheimer Rat der Religionen nutzt Ramadan für Austauschtreffen

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Anlässlich des Ramadans war der Rat der Religionen zu Gast bei der Sinsheimer DITIB-Moschee und bei der Ahmadiyya-Gemeinde in Steinsfurt.

Im Ramadan wird das Fasten jeden Abend gebrochen. Nach einem Tag der Abstinenz von Essen, Trinken und sonstigem Genuss wird zum Sonnenuntergang gegessen und getrunken. Muslime begehen das Fastenbrechen gerne gemeinsam. Während der Pandemie war dies nicht möglich, umso größer die Freude, dass man sich wieder treffen darf.

Im Sinsheimer Rat der Religionen sind außer den Muslimen und der Bahai-Gemeinde mehrere christliche Kirchengemeinden verschiedener Glaubensrichtungen Mitglied. Von christlicher Seite Mitglieder sind neben den beiden sogenannten Amtskirchen auch Gemeinden wie zum Beispiel die Kirche im Forum oder die Neuapostolische Kirche. Nicht jeder Christ kennt sich mit den Bräuchen im Islam aus, sodass das gemeinsame Essen im Ramadan eine gute Gelegenheit ist, Fragen zu stellen und sich über die unterschiedlichen religiösen Gebote auszutauschen.

Eine kleine Delegation des Rates traf sich mit der neu entstandenen Ahmadiyya-Gemeinde in Steinsfurt. Die Ahmadiyya sind in Pakistan stark vertreten, werden aber dort von der Bevölkerungsmehrheit als Häretiker abgelehnt und zum Teil sehr grausam verfolgt. Viele Ahmadiyya fanden in Sinsheim eine neue Heimat und sind froh, hier ihre Religion ungehindert ausleben zu können. Die Gemeinde teilt sich mit Eppelheim einen Imam und ist auf der Suche nach eigenen Räumlichkeiten. Das Treffen fand in Räumen einer Mitgliedsfamilie statt. Die Verfolgungserfahrung war ein Thema im Gespräch mit den Frauen der Gemeinde. Da man sich noch in der christlichen Fastenzeit befand, lag darüber hinaus der Austausch über die unterschiedlichen Arten des Fastens nahe. „40 Tage auf Süßes verzichten? Das ist aber schwer!“ war aus den Reihen der Ahmadiyya-Gläubigen zu hören, die zurzeit fast 16 Stunden jeden Tag ohne Essen und Trinken auskommen.

Die Sinsheimer DITIB-Moschee ist Gründungsmitglied des Rates der Religionen. Daher war der Rat dort bereits mehrfach zu Gast gewesen. Da jedoch mehrere Personen dabei waren, die zum ersten Mal in die Moschee gekommen sind, gab es eine kurze Führung durch den Vorsitzenden Hasan Aydin.

Zu Beginn des Fastenbrechens wurde eine Koransure rezitiert und ein Gebet in islamischer Art und Weise gesprochen. Für die Mitglieder des Rates wurden Texte und Gebete in deutscher Übersetzung wiedergegeben. Im Anschluss an das Essen gab es ausführlich Gelegenheit zum Austausch. Wie beim Sinsheimer Rat der Religionen üblich, dürfen Fragen zu religiösen Praktiken immer gestellt werden. Im Gegenzug darf erklärt werden, wie die eigene Praxis ist. Ziel ist das gegenseitige Verständnis dessen, was den Glaubenden wichtig ist. Eine Bewertung oder Vermischung von Glaubensinhalten wird weder angestrebt noch gewünscht.

Nach den Aussagen des bekannten katholischen Theologen Hans Küng ist kein Frieden in der Welt möglich, wenn es keinen Frieden unter den Religionen gibt. Es ist das erklärte Ziel des Sinsheimer Rates, genau das untereinander zu leben. Anderswo auf der Welt werden Ahmadiyya-Gläubige von anderen Muslimen mit dem Tode bedroht, in Sinsheim werden sie herzlich willkommen geheißen und ganz selbstverständlich in die Mitte genommen. Und die Christen und die Bahai natürlich auch.

Der Austausch ist die Grundlage für gemeinsames Tun. So hat die DITIB-Moschee die Erdbebenopfer in der Türkei noch einmal ins Gedächtnis gerufen. Am Sonntag, 30. April wird es ab 12.00 Uhr in der Gutenbergstraße 4 eine kleine offene Veranstaltung, Kermes genannt, mit leckerem Essen und Verkaufsständen geben. Die Einnahmen sind für die Erdbebenopfer bestimmt. Die Mitgliedsgemeinden des Rates der Religionen sind hierzu genauso herzlich eingeladen wie die übrige Bevölkerung.

Hintergrund-Info

Der Sinsheimer Rat der Religionen hat sich am 21.02.2020 als Austauschforum gegründet. Ziel ist das gegenseitige Kennenlernen und der Austausch auf der Ebene der Religions­gemeinschaften. Gemeinsame Aktionen haben das Wohlergehen der Stadt insgesamt im Blick. Eine Durchmischung oder Angleichung von Glaubensinhalten ist ausdrücklich weder erwünscht noch angestrebt. Die Geschäftsführung liegt bei der städtischen Integrations­beauftragen.

Quelle: Dietlind Götz-Uhler

Redaktion
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