Politik

Jan-Peter Röderer zur Landtagsdebatte G8/G9

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Symbolfoto: Redaktion

Röderer fordert in der Debatte um G8 und G9 Wahlfreiheit für die Schüler

Seit ihrer Einführung sorgt die Verkürzung der Gymnasialzeit von neun auf acht Schuljahre für Anspannung und Kritik unter den Betroffenen. Der SPD-Abgeordnete Jan-Peter Röderer, der den Wahlkreis Sinsheim im Baden-Württembergischen Landtag vertritt, hat Verständnis für die Forderung der Schüler nach Wahlfreiheit in dieser zentralen Bildungsfrage: „Viele Schülerinnen und Schüler können Freizeitaktivitäten wie z.B. Vereinssport nur noch eingeschränkt wahrnehmen, weil sie durch das erhöhte Lernpensum kaum noch die Zeit dafür finden.“ Die Anforderungen an die Leistungen bei G8 ziehen in der Mittelstufe stark an, der Stoff eines kompletten Schuljahres muss in weniger Zeit erlernt werden. „Leistungsschwächere Schülerinnen und Schüler, die sich bei G9 besser vorbereiten und einarbeiten könnten, bleiben hier auf der Strecke. Und auch diejenigen mit besseren schulischen Ergebnissen profitieren keineswegs, da für deren Förderung ebenso die Zeit fehlt“, so Röderer weiter.

Der Philologenverband fordert schon lange, zurückzukehren zu G9. Auch viele Eltern und die meisten Schülerinnen und Schüler selbst wünschen sich das alte Schulmodell mit neun Schuljahren zurück.

Auch Harald Frommknecht, Schulleiter einer der G9-Versuchsschulen im Land, liegt das Thema sehr am Herzen. Am Gymnasium Neckarbischofsheim besteht bei der Anmeldung Wahlfreiheit zwischen G8 und G9, aber es gibt praktisch nur Anmeldungen für G9. Nach bislang lediglich ca. 2% Anmeldungen für G8 ist es unwahrscheinlich, dass es in den nächsten Jahren G8-Klassen in Neckarbischofsheim geben wird.

Ein Problem besteht laut Frommknecht darin, dass die umliegenden Gymnasien sicher auch gerne G9 anbieten und einen Wettbewerbsvorteil der Neckarbischofsheimer beklagen, den niemand wolle. Vielmehr würden alle davon profitieren, wenn auch andere Schulen das beliebte G9 wieder anbieten dürften. Dass derzeit Schüler gezwungen sind, den Weg zum Abitur über Realschule und Gemeinschaftsschule zu machen, um ausreichend Zeit zu haben, kann der Schulleiter nicht nachvollziehen.

„Die Landesregierung begründet ihre Ablehnung der Wahlfreiheit damit, dass es an rund 1.400 Deputaten mangele“, sagt Röderer nach der Debatte im Baden-Württembergischen Landtag. „Diese Stellen werden jedoch nicht von heute auf morgen benötigt, die Wiedereinführung von G9 benötigt eine gewisse Vorlaufzeit, in der man dieses Problem angehen kann und auch dann werden die Lehrerstellen nur jeweils für einen zusätzlichen Jahrgang benötigt. Jedenfalls kann die Lösung nicht darin bestehen, die Schulzeit deshalb zu verkürzen, weil man den Lehrerberuf nicht attraktiv genug macht und die Lehrer stattdessen so stark belastet, dass sie an Burnout leiden.“

Eine Wahlfreiheit befürwortet auch Anja Katzner, Schulleiterin des Eberbacher Hohenstaufen-Gymnasiums. Sie hält die Herausforderungen von G8 für ihre Schule für bewältigbar, sieht aber den ausgeprägten Wunsch vieler Schüler und Eltern, selbst entscheiden zu dürfen. „Ich mache mir dabei weniger Sorgen, dass die Kinder den Inhalt der Bildungspläne nicht lernen. Und auch die ganze Bandbreite an gesellschaftlichen Themen kommt an unserer Schule nicht zu kurz: Demokratiebildung, Integration von Flüchtlingen, Inklusion, Gesundheitserziehung, Digitalisierung, Berufsorientierung, Klimawandel, Erziehung zu Nachhaltigkeit sind hier beispielhaft zu nennen. Schwierig ist vielmehr, darüber hinaus auch noch nachmittags AGs zu besuchen oder im Verein aktiv zu sein. Nachmittagsunterricht ist ohnehin nicht optimal, aber es ist auch einfach insgesamt ziemlich viel, was da im Kalender junger Menschen eine „normale“ Schulwoche ausmacht.“ konstatiert Katzner. Zudem drohen die Unterstützungsmöglichkeiten der Eltern eine zu große Rolle spielen, was die Chancengleichheit schon in jungen Jahren gefährdet.

Röderer sieht in der Wahlfreiheit eine Möglichkeit, es den Schülerinnen und Schülern zu ermöglichen, selbst zu entscheiden, welcher Bildungsweg am besten zu ihnen und ihrem persönlichen Lernweg passt. Das Bildungsniveau in Baden-Württemberg kann in Bezug auf G8 keine großen Erfolge verzeichnen, im Gegenteil zeigen die Ergebnisse zahlreicher Studien eine Verschlechterung seit der Einführung von G8. Auch in wirtschaftlicher Sicht sind die Zahlen eher nüchtern zu betrachten und Wirtschaftsvertreter sind ebenfalls keine Freunde von G8. „All diese Beispiele zeigen deutlich, dass dringender Handlungsbedarf besteht. Die Wahlfreiheit kann hier zu besseren Ergebnissen beitragen“, sagt der Landtagsabgeordnete.

Gemeinsam mit den SPD-Ortsvereinen Bammental, Gaiberg, Mauer und Wiesenbach veranstaltet Jan-Peter Röderer am 1. März in der Multifunktionshalle in Bammental mit seinem Fraktionskollegen und bildungspolitischen Sprecher der SPD-Fraktion im Landtag, Dr. Stefan Fulst-Blei eine Podiumsdiskussion mit dem Titel „Jetzt Bildung besser machen!“. Als weitere Gäste werden die Vorsitzende des Gesamtelternbeirats Sinsheim, Jeanette Tremmel und Elternbeirat Ramon Eck erwartet. Der SPD-Parlamentarier Röderer sagt: „Wir werden sicherlich auch das Thema G8 oder G9 diskutieren. Wir alle wollen, dass unsere Kinder die beste Bildung erhalten, die ihnen und ihren Leistungen entspricht. Deshalb müssen wir hier am Ball bleiben und dafür sorgen, dass es nicht nur bei der Debatte bleibt, sondern auch gehandelt wird. Ich werde mich auch künftig in Stuttgart dafür einsetzen, den Interessen von Schülern, Eltern und Lehrern Gehör zu verschaffen.“

Die Abstimmung mit den Füßen jedenfalls ist klar und die Frage bleibt offen, wie lange die überwiegende Meinung der Bevölkerung zu diesem Thema noch ignoriert werden kann.

Quelle: Daniel Hamers

Redaktion
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