Neckarbischofsheim

Seit sechs Jahrzehnten ist die Familie Herbold im Rhein-Neckar-Kreis als Straßenwärter tätig

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Strassenwaerter
Drei Generationen Straßenwärter im Rhein-Neckar-Kreis (von links): Marc-Andre Herbold (26), Roland Herbold (62) und Erich Herbold (88). ©LRA

Aktuell sucht das Landratsamt wieder Mitarbeitende im Straßenbetriebsdienst

„Der Beruf des Straßenwärters ist abwechslungsreich, man ist viel draußen und erlebt jeden Tag kleine Überraschungen“, sagt Erich Herbold mit einem Schmunzeln. Der 88-Jährige muss es wissen, denn er hat viele Jahre in Neckarbischofsheim als Straßenwärter gearbeitet – genau wie sein Sohn Roland und Enkel Marc-Andre. Drei Generationen einer Familie in ein und demselben Beruf – das kommt nicht allzu häufig vor. Beim Gespräch in der Straßenmeisterei des Rhein-Neckar-Kreises in Neckarbischofsheim sind sie sich einig: Umstände und Arbeitsbedingungen des Berufsbilds Straßenwärter/in mögen sich verändert haben – geblieben ist die Begeisterung und Leidenschaft für diesen Job.

Bei einem Vortrag des damaligen Staatssekretärs im Bundeslandwirtschaftsministerium, Theodor Sonnemann, wurde Erich Herbold klar, dass er seine berufliche Zukunft nicht in der Landwirtschaft sah und er begann sich umzuorientieren. „Eins war mir aber klar: Ich fange nur da an, wo der Arbeitsplatz sicher ist“, erinnert sich der rüstige Rentner an seine beruflichen Anfänge. Übrigens ein Argument, das auch heute noch für den öffentlichen Dienst gilt. Die Prüfung als Straßenwärter legte er beim Land Baden-Württemberg ab und arbeitete ab 1962 zuerst in Neckarbischofsheim, ab 1972 für zehn Jahre in Sinsheim und ab 1982 wieder in Neckarbischofsheim in der Straßenmeisterei, ehe er 1995 in Ruhestand ging.

Früher für „eigene“ Straßen zuständig

Anfangs war er sogar noch ganz alleine für einige wenige Kilometer Straße zuständig. „Erst 1965 kamen die ersten Kolonnen – ich war der erste Streckenfahrer“, erinnert sich Erich Herbold, der später bei so manchen Fahrten seinen Sohn mitnahm. „Das hat mir schon früh Spaß gemacht“, erinnert sich Roland Herbold (62), der Ende der 1970er Jahre als einer der ersten die die Landesfachklasse für Straßenwärter/innen in Nagold besuchte. Er arbeitete bis 1988 in Neckarbischofsheim in der Straßenmeisterei, wechselte dann ins Straßenbauamt nach Heidelberg. Weitere Stationen waren bei der Stadt Sinsheim sowie ab 2008 bei der Stadt Neckarbischofsheim, wo er vor zwei Jahren in Rente ging.

Strassenwaerter

Drei Generationen Straßenwärter im Rhein-Neckar-Kreis (von links): Marc-Andre Herbold (26), Roland Herbold (62) und Erich Herbold (88). ©LRA

Zu diesem Zeitpunkt war schon längst der nächste Herbold als Straßenwärter tätig: Nach einem Praktikum und Fahrten beim Winterdienst begann Marc-Andre als 16-Jähriger seine Ausbildung im Straßenbauamt des Rhein-Neckar-Kreises, die er 2016 als Jahrgangsbester abschloss. Drei Jahre später entschloss er sich, den Meister draufzupacken. Im Frühjahr 2021, nach mehr als 1.300 Unterrichtsstunden in Fächern wie Verwaltung, Recht, Straßenbautechnik und Straßenbetrieb, war es schließlich soweit: Herbold schloss im Ausbildungszentrum der Straßenbauverwaltung in Nagold – übrigens erneut als Lehrgangbester – die Ausbildung zum Straßenmeister ab. Seit dem 24. Juni 2021 ist der 26-Jährige stellvertretender Leiter der Straßenmeisterei Wiesloch. „Früher habe ich viel draußen gearbeitet – jetzt fast nur im Büro“, erklärt der Straßenmeister die Umstellung.

Beruf ist immer noch genauso abwechslungsreich wie früher

Und was hat sich in den sechs Jahrzehnten, in denen die drei Herbolds nun schon im Rhein-Neckar-Kreis als Straßenwärter tätig waren, geändert? Es seien vor allem die technischen Weiterentwicklungen, sind sich die Drei nach kurzem Überlegen einig. „Früher gab es mehr Handarbeit. Da haben wir die Böschungen mit dem Balkenmäher bearbeitet und der war angeleint“, erklärt Roland Herbold. Und so sind ihm wie auch Vater Erich vor allem die vielen Unwetter-Einsätze in Erinnerung geblieben – etwa, wenn man 19 Stunden am Stück (!) beim Winterdienst im Unimog saß. „Das gibt es heute aber nicht mehr, wir haben schon länger Schichtmodelle und können uns auch besser über Mobilfunk verständigen“, ergänzt Marc-Andre.

Mähen, reinigen, Straßenschäden ausbessern – diese Tätigkeiten sind jedoch gleichgeblieben und machen den Beruf weiterhin interessant. „Es ist ein attraktiver und sicherer Beruf, man ist viel an der frischen Luft und es herrscht ein toller Zusammenhalt innerhalb der Teams“, sagt Straßenmeister Herbold – und erntet für diese Aussage ein zustimmendes Nicken von Papa Roland und Opa Erich.

Hintergrundinformationen zum Beruf des Straßenwärters:

Ob Bundes, Landes- oder Kreisstraße: Straßen müssen sicher sein. Vereiste Flächen oder Fahrbahnschäden können für Verkehrsteilnehmende gefährlich werden. Für deren Sicherheit sind Straßenwärterinnen und Straßenwärter zuständig. Sie unterhalten die Straße und erledigen dazu vielseitige Aufgaben: Im Winter heißt es mit dem Schneepflug Schneeräumen, im Sommer werden z. B. verstärkt Mäh- und Unterhaltungsarbeiten durchgeführt. Straßenwärterinnen und Straßenwärter erneuern auch Verkehrsschilder und warten Leitpfosten. Vor allem aber kontrollieren sie regelmäßig den Zustand der Straßendecke und beheben eventuelle Schäden. Weitere Informationen zum Berufsbild unter

https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Artikel/Berufsbilder/strassenwaerter.html

Das Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis sucht motivierten und zuverlässigen Nachwuchs für die Ausbildung zur Straßenwärterin bzw. zum Straßenwärter. Aktuell ist in der Straßenmeisterei Wiesloch auch eine Stelle als Straßenwärter/Straßenwärterin ausgeschrieben. Mehr Infos: https://wir-der-kreis.de/#jetzt-bewerben

Infos zur Ausbildung im Landratsamt und einen kleinen Film über die Tätigkeit gibt es unter https://www.rhein-neckar-kreis.de/strassenwaerter

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