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Rhein-Neckar-Region: Konjunktur im Abwärtstrend

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Inflation drückt auf Umsatz im Einzelhandel
Symbolfoto ©jubu

Sorgen in der regionalen Wirtschaft nehmen zu – IHK-Konjunkturklima sinkt

Das Konjunkturklima in der Rhein-Neckar-Region trübt sich ein, das meldet die Industrie- und Handelskammer Rhein-Neckar: Die regionalen Unternehmen in der Rhein-Neckar-Region stehen vor wachsenden wirtschaftlichen Herausforderungen, da sich das Konjunkturklima erneut verschlechtert. Nachdem sich die Betriebe im Vergleich zum Vorjahr wieder erholt hatten, liegt der Konjunkturklimaindex nun unter seinem Wert zu Jahresbeginn. Die Wirtschaftsakteure sind mit steigenden Zinsen, einer schwachen Weltkonjunktur und inflationsbedingtem Kaufkraftverlust der Konsumenten konfrontiert, was zu einem spürbaren Nachfragerückgang führt. Die Unternehmen leiden zudem unter vollen Lagern in Industrie und Handel und einer allgemeinen Unsicherheit in Bezug auf Wirtschaftspolitik und -entwicklung.

IHK-Konjunkturklimaindex zeigt rückläufige Geschäftslage und -aussichten

Der aktuelle IHK-Konjunkturklimaindex, der die wirtschaftliche Entwicklung in der Region widerspiegelt, liegt bei 104 Punkten. Obwohl dieser Wert knapp über der Wachstumsschwelle von 100 Punkten und über dem bundesweiten Durchschnitt von 92 Punkten liegt, täuscht er nicht darüber hinweg, dass die Lage und die Erwartungen der Unternehmen in fast allen Branchen seit dem Frühjahr schlechter geworden sind. Im Vergleich zur vergangenen Umfrage berichten knapp 19 Prozent der Unternehmen von einer guten Geschäftslage, ein Rückgang um 6 Prozentpunkte. Die Geschäftsaussichten zeigen ebenfalls einen Abwärtstrend, da knapp 10 Prozent der Unternehmen für die nächsten 12 Monate mit schlechter laufenden Geschäften rechnen, was einem Minus von 8 Prozentpunkten entspricht.

Personalknappheit belastet Unternehmen

Die regionale Wirtschaft sieht sich zunehmend mit akuter Personalknappheit konfrontiert. Rund 45 Prozent der Unternehmen können offene Stellen nicht besetzen, da sie keine geeigneten Fachkräfte finden. Dies führt zu einer Mehrbelastung der vorhandenen Mitarbeiter, steigenden Arbeitskosten und einem Verlust an Wettbewerbsfähigkeit. Mehr als 60 Prozent der Unternehmen sehen den Mangel an Fach- und Arbeitskräften als das größte Risiko für ihre wirtschaftliche Entwicklung. Auch die Sorge vor einem Rückgang der Inlandsnachfrage bereitet 58 Prozent der Unternehmen Unruhe. Ähnlich besorgniserregend sind die Energiepreise und die Arbeitskosten, die auf dem Niveau des Frühsommers liegen. Aktuell betrachten 49 Prozent der Betriebe hohe Energiekosten und 46 Prozent hohe Arbeitskosten als Risiko.

Sorgen um Export und internationale Wettbewerbsfähigkeit

Die Exporterwartungen der Unternehmen haben deutlich nachgelassen, wobei der Export-Saldo aktuell bei minus 9 Punkten liegt und 25 Punkte unter dem langjährigen Durchschnitt von 16 Punkten liegt. Noch im Frühsommer waren die Erwartungen positiv. Produkte „Made in Germany“ verlieren international an Nachfrage, nicht nur aufgrund externer Faktoren wie der schwächelnden chinesischen Wirtschaft, sondern auch aufgrund einer gesunkenen Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts. Die Nordamerika ist der einzige Markt, für den die Exportpläne der Unternehmen im Plus liegen, während die Exporterwartungen für die Eurozone und Asien rückläufig sind.

Branchenspezifische Herausforderungen

In der Industrie sind die Lagebeurteilungen im Vergleich zum Frühsommer um 9 Prozentpunkte gesunken, wobei 14 Prozent der Unternehmen eine gute Geschäftslage melden. Die Auftragseingänge aus dem In- und Ausland sind deutlich zurückgegangen. Der Großhandel verzeichnet einen ähnlichen Trend, wobei die Lagebeurteilungen seit Mai nachlassen und die Aufträge und Umsatzerwartungen sinken. Im Einzelhandel sind die Lagebeurteilungen rückläufig, und Gründe hierfür sind hohe Energie- und Arbeitskosten sowie eine zurückhaltende Kauflaune. Im Dienstleistungssektor hingegen bleiben die Lageeinschätzungen stabil, insbesondere bei Unternehmensdienstleistern.

Gemischte Investitionsabsichten

Die Investitionsabsichten der Unternehmen sind derzeit ausgeglichen, wobei in der Industrie eher ein Rückgang der Investitionen erwartet wird, während der Handel sogar mit einem leichten Anstieg plant. Ersatzbedarf, Digitalisierungsinvestitionen und Innovationsprojekte stehen bei den Investitionsmotiven im Vordergrund.

Abflauende Beschäftigungserwartungen

Die Unternehmen berichten von abnehmenden Beschäftigungserwartungen, da jeder zehnte Betrieb mit weniger Personal plant. Die Zahl der offenen Arbeitsstellen ist gesunken, was auf den anhaltenden Mangel an Fachkräften hinweist. Die Arbeitslosenquote im IHK-Bezirk beträgt aktuell 5,0 Prozent, wie im Vorjahr zur gleichen Zeit.

Herausforderungen für die Zukunft

IHK-Hauptgeschäftsführer Axel Nitschke betont die Dringlichkeit, die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen in der Region durch Maßnahmen wie geringere Energiekosten, verbesserte steuerliche Rahmenbedingungen und Bürokratieabbau zu stärken. Angesichts der zahlreichen bestehenden Risiken ist es von großer Bedeutung, Lösungen zu finden, um die wirtschaftliche Entwicklung in der Region aufrechtzuerhalten.

Weitere Informationen

Der ausführliche IHK-Konjunkturbericht ist unter www.ihk.de/rhein-neckar/konjunktur abrufbar.

Redaktion
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