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Alles streng geheim: Agenten-Komödie an der BLB

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Havanna q1 Strobel Pape Laier Foto Sonja Ramm
Alle Fotos: Sonja Ramm
Havanna q1 Strobel Pape Laier Foto Sonja Ramm

Alle Fotos: Sonja Ramm

Spionage gehört zu den ältesten Gewerben der Welt und hat seit jeher etwas Anrüchiges und unglaublich Faszinierendes an sich. Einigen ist sie ein totalitäres Schreckgespenst, anderen eine Notwendigkeit für funktionierende Demokratien. Hochkonjunktur hatten Geheimdienste, Spionage und Gegenspionage während des Kalten Krieges – und genau in dieser Zeit spielt Graham Greenes humorvoller Roman „Unser Mann in Havanna“, den Carsten Ramm in der Theaterfassung von Clive Francis auf die Bühne bringt. In Sinsheim ist die Vorstellung am Mittwoch, 15. Dezember, um 19.30 Uhr in der Dr.-Sieber-Halle zu sehen.

 

Mit „Unser Mann in Havanna“ hat der englische Schriftsteller Graham Greene, der selbst mehrfach für den britischen Auslandsgeheimdienst tätig war, eine Parodie auf herkömmliche Agenten-Thriller geschrieben. Die Geschichte spielt in Kuba kurz vor Castros Revolution. Der Kalte Krieg schwelt, die Angst vor der Atom- und Wasserstoffbombe ist ebenso groß wie diejenige vor dem Kommunismus bzw. dem Kapitalismus.

Havanna q2 Pape Strobel Laier Behlert Foto Sonja Ramm

Der Engländer James Wormold lebt seit Jahren in Havanna und kommt als Verkäufer von Staubsaugern nur knapp über die Runden. Seine Tochter Milly macht ihm nicht nur mit ihren kostspieligen Wünschen das Leben schwer, sondern bandelt auch noch mit dem berühmt-berüchtigten Polizeichef Segura an. Da trifft es sich gut, dass eines Tages ein Geheimagent bei Wormold auftaucht und ihn als Spion für den britischen Geheimdienst anwirbt. Aus Geldsorgen nimmt er das Angebot an, obwohl er keinen blassen Schimmer von nachrichtendienstlicher Arbeit hat. Sein Freund, der Auslandsdeutsche Hasselbacher, rät ihm, Unteragenten und brisante Informationen kurzerhand zu erfinden, so richte er auf keinen Fall Schaden an. Gesagt, getan. Der Staubsaugerverkäufer denkt sich ein ganzes Agentennetz aus und liefert London einen spektakulären Plan einer angeblichen Militäranlage in den kubanischen Bergen. Das Dumme ist nur: Nicht nur der britische Geheimdienst, sondern auch die in Kuba ansässige Konkurrenz fällt auf den Schwindel herein! Und so entwickelt sich um den entgeisterten Zauberlehrling Wormold ein echter Agentenkrieg mit echten Toten.

 

„In Greenes Komödie“, so Regisseur Carsten Ramm, „steckt weit mehr als nur eine spannende Agentengeschichte, denn sie ist eine bissige Satire auf die Widersprüche einer Gesellschaft, die sich zwar freiheitlich gibt, aber eigentlich zutiefst autoritär handelt. So etwas erleben wir heute wieder, mehrfach sogar, nicht nur weit entfernt, sondern auch bei uns in Europa. Das Thema, das dem Roman zugrunde liegt, die Frage, wie weit ein Staat gehen darf, um seine Bürger zu schützen, ist heute aktueller denn je.“

Indem Greene die Absurdität des Agentenspiels offenlegt, kritisiert er in „Unser Mann in Havanna“ den Sinn von Geheimdiensten und untergräbt die Ernsthaftigkeit des Kampfes zwischen politischen Ideologien. „Spannend finde ich an dem Stoff auch die Frage nach dem Verhältnis von Erdachtem und Realem, von Erfindung und Wirklichkeit und den fließenden Grenzen zwischen den beiden Welten. Die Fiktion holt die Realität ein und die Realität unterfüttert die Fiktion. So erzählt Greene in seiner Autobiographie einerseits, dass ihn erfundene Berichte von deutschen Abwehroffizieren zu dem Roman inspiriert haben, andererseits nimmt sein 1958 erschienener Roman die Erhitzung des Kalten Krieges in der Kuba-Krise von 1962 vorweg.“

 

Ramm inszeniert die Agenten-Komödie mit vier Schauspielern, wobei René Laier den unbedarften, aber liebenswerten Staubsaugerverkäufer Wormold verkörpert, Martin Behlert, Nadine Pape und Tobias Strobel hingegen schlüpfen in unzählige Rollen. Das Stück beginnt in einer Londoner Bar, in der sich vier (ehemalige) Geheimdienstmitarbeiter an die turbulenten Ereignisse erinnern, die sich vor ein paar Jahren in Kuba abgespielt haben. Schnell wird aus der erinnernden Erzählung aber ein sinnliches Nachspielen der Geschichte von unserem Mann in Havanna. Mit dem Mobiliar des englischen Pubs (Bühnenbild: Tilo Schwarz) werden im Handumdrehen verschiedene Schauplätze in der Karibik dargestellt, im Pub vergessene Kleider werden zu Kostümen für Agenten, kubanische Polizisten und Stripperinnen sowie für eiskalte Killer und obskure Geheimdienstchefs (Kostüme: Kerstin Oelker) und Einrichtungsgegenstände der Bar werden im Komödiengeschehen zu kreativen Requisiten.
In der Bar sitzt zudem ein Gitarrist (Hennes Holz), der sich von der Geschichte inspirieren lässt und mit kubanischer Musik für die richtige Atmosphäre sorgt. In Carsten Ramms Inszenierung wird das Publikum so auf eine sinnliche Reise ins vorrevolutionäre Kuba mitgenommen und mit einer atemberaubenden Agentengeschichte unterhalten. Ganz im Sinne Greenes, der sein Werk in „novels“ und „entertainments“ unterteilte und „Unser Mann in Havanna“ letzterem Genre zuteilte.

Havanna q4 Laier Behlert Foto Sonja Ramm

Die Vorstellung findet unter Berücksichtigung der aktuellen Corona-Verordnung des Landes Baden-Württemberg statt.

 

Mit: Martin Behlert, Hennes Holz, René Laier, Nadine Pape, Tobias Strobel, Ins-zenierung: Carsten Ramm, Musikalische Leitung: Hennes Holz, Bühnenbild: Tilo Schwarz, Kostüme: Kerstin Oelker

  1. Dezember 2021, 19.30 Uhr, Sinsheim, Dr.-Sieber-Halle

 

Kartenvorverkauf:

Buchhandlung J. Doll, Telefon: 07261.2322,

E-Mail: kontakt@buchhandlung-doll.de

Tourist-Information der Stadtverwaltung, Telefon: 07261.404109,

E-Mail: tourismus@sinsheim.de

Quelle: Martina Illinger

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