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Antibiotika-Produktion verseucht Umwelt

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Symbolbild Bevoelkerungsprognose
Symbolfoto: pixabay

Antibiotika-Abwasser gefährdet Gesundheit

Es sind alarmierende Ergebnisse: Eine Studie zeigt dramatische Antibiotikaresistenzen und drängt auf politische Maßnahmen

In einer gemeinsamen Pressekonferenz, geleitet von der AOK Baden-Württemberg, dem Rheinisch-Westfälischen Institut für Wasserforschung (IWW) und mit Unterstützung des Umweltbundesamtes, wurden heute die besorgniserregenden Ergebnisse einer Pilotstudie zur ökologischen Nachhaltigkeit in der Antibiotikaversorgung vorgestellt. Die weltweit erste Studie gewährt detaillierte Einblicke in die globale Antibiotikaproduktion und zeigt einen hohen Handlungsdruck auf.

Studie fordert politische Maßnahmen

Die zunehmenden Antibiotikaresistenzen stellen nicht nur eine Bedrohung für die Gesundheitsversorgung dar, sondern führen weltweit zu einer alarmierenden Zahl vorzeitiger Todesfälle. Die AOK-Gemeinschaft startete 2020 unter der Leitung der AOK Baden-Württemberg in Kooperation mit dem IWW Rheinisch-Westfälisches Institut für Wasserforschung und Unterstützung des Umweltbundesamtes eine Pilotstudie zur ökologischen Nachhaltigkeit in der Antibiotikaversorgung. Die Ergebnisse dieser Studie wurden nun in einer Pressekonferenz präsentiert und zeigen einen dringenden Handlungsbedarf, der nicht länger in politischen Diskussionen ausgeklammert werden darf.

Umweltkriterien in der Antibiotikaproduktion

Die AOK Baden-Württemberg führte vor drei Jahren erstmals ein optionales Nachhaltigkeitskriterium in die Ausschreibung für Antibiotika ein, um Anreize für eine umweltgerechte Produktion zu schaffen. Pharmazeutische Unternehmen können bei der Vergabe einen Bonus erhalten, wenn sie sich freiwillig verpflichten, wirkungsbasierte Maximalkonzentrationen im Produktionsabwasser einzuhalten. Dr. Malgorzata Debiak, Leiterin des Fachgebiets Arzneimittel am Umweltbundesamt, betont die Wichtigkeit dieses Ansatzes, da belastete Produktionsabwässer ein wichtiger Grund für die Entstehung von Antibiotikaresistenzen sind.

Schwerwiegende Umweltauswirkungen und Handlungsbedarf

Die durchgeführten Messungen an zehn Standorten in Indien und Europa zeigen nachdrücklich, dass an 40 Prozent der Produktionsstätten massive Überschreitungen der vertraglich zugesicherten maximalen Wirkstoffkonzentrationen im Produktionsabwasser oder in der Umwelt aufgetreten sind. Dies betrifft insbesondere das Antibiotikum Ciprofloxacin mit einer Schwellenwertüberschreitung von 11.000 Prozent. Dr. Tim aus der Beek, Bereichsleiter Wasserressourcen-Management am IWW, betont die ernsten ökotoxikologischen Auswirkungen und die Notwendigkeit, weltweit politische Maßnahmen zu ergreifen.

Die Pilotstudie zeigt jedoch auch positive Effekte, insbesondere in Bezug auf die Sensibilisierung der Wirkstoffhersteller für umweltkritische Auswirkungen der Produktion. Der intensive Dialog vor Ort führte zu lokalen Verbesserungen im Umgang mit Antibiotika und den Produktionsabwässern.

Die AOK Baden-Württemberg, das IWW und das Umweltbundesamt haben politische Handlungsempfehlungen in einem Policy Paper zusammengefasst und fordern Änderungen im EU-Arzneimittelrecht sowie verbindliche Umweltkriterien für die Zulassung und Produktion von Antibiotika. Johannes Bauernfeind, Vorstandsvorsitzender der AOK Baden-Württemberg, unterstreicht die Notwendigkeit politischer Maßnahmen auf europäischer Ebene, um das Problem der antimikrobiellen Resistenzen bei der Wurzel zu packen.

Redaktion
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